Bayern
Ministerin will Landarztquote prüfen
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml sieht keine verfassungsrechtlichen Bedenken für die Einführung einer Landarztquote. Beim Hausärztetag sagte Huml, eine solche Quote sei "in engen Grenzen" möglich.
Veröffentlicht:NÜRNBERG. Um einem drohenden Hausarztmangel insbesondere in ländlichen Regionen begegnen zu können, sollte nach Ansicht von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auch über die Zulassungskriterien zum Medizinstudium nachgedacht werden.
"Nichts gegen ein Einser-Abitur, aber es sollten bei der Zulassung zum Medizinstudium auch noch andere Kriterien berücksichtigt werden", erklärte die Ministerin beim Bayerischen Hausärztetag in Nürnberg.
So sollte im Rahmen des Masterplans Medizinstudium 2020 auch die Einführung einer Landarztquote geprüft werden. Mit einer Verpflichtungserklärung, später als Landarzt tätig zu werden, können Studienbewerber bei der Zulassung bevorzugt werden.
Verfassungsrechtliche Bedenken ausgeräumt
Verfassungsrechtliche Bedenken, die ursprünglich gegen eine Landarztquote ins Feld geführt wurden, seien durch ein Gutachten im Wesentlichen ausgeräumt, meinte die CSU-Politikerin. In engen Grenzen sei eine Landarztquote somit möglich. "Wir haben das immer wieder gefordert, man muss nur hartnäckig dranbleiben", erklärte Huml.
Auch der Hausärzteverband müsse seinen Teil dazu beitragen, damit wieder mehr junge Ärzte auf dem Land arbeiten. Die Begeisterung für den Hausarztberuf müsse schon im Studium geweckt werden, und den Studierenden müsse ein realistisches Bild vom Hausarzt vermittelt werden, forderte die Ministerin.
"Mein Ziel ist, dass die Landbevölkerung sich auch in Zukunft an ihren Hausarzt vor Ort wenden kann. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft brauchen wir eine gute und wohnortnahe Versorgung mit Hausärzten", sagte Huml.
Neben der Vergabe von Stipendien an Medizinstudierende unterstütze ihr Ministerium auch die Niederlassung von Hausärzten mit einer Anschubfinanzierung von bis zu 60.000 Euro.
Voraussetzung ist, dass sich die Allgemeinmediziner in Gemeinden mit nicht mehr als 20.000 Einwohnern niederlassen und es sich dabei nicht um eine überversorgte Region handelt.
Schwerpunkt im KV-Wahlkampf
Der Kampf gegen den Hausärztemangel werde ein Schwerpunkt im bevorstehenden KV-Wahlkampf sein, kündigte der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), Dr. Dieter Geis an. "Wir brauchen für die gesundheitliche Versorgung wieder mehr Generalisten", sagte Geis.
Über eine 2013 gegründete Stiftung werde der BHÄV in diesem Jahr ab Juli erstmals PJ-Studierende und Lehrpraxen mit insgesamt 80.000 Euro fördern, kündigte BHÄV-Vize und Stiftungsvorstand Dr. Jakob Berger an.
20 Medizinstudierende, die im Praktischen Jahr (PJ) das Wahlfach Allgemeinmedizin wählen und einen Abschnitt ihrer Ausbildung in einer Praxis für Allgemeinmedizin absolvieren, die als akademische Lehrpraxis in Bayern akkreditiert ist und die an der hausarztzentrierten Versorgung teilnimmt, werden in dem Projekt mit bis zu 600 Euro unterstützt. Die Lehrpraxen erhalten pro Tertial maximal 1600 Euro.