Leipzig
Neues Labor ermöglicht tiefen Blick ins Herz
5,5 Millionen Euro hat es gekostet: Das nach eigenen Angaben weltweit größte Labor für Elektrophysiologische Untersuchungen am Herzzentrum in Leipzig. Jetzt wurde es offiziell in Betrieb genommen.
Veröffentlicht:LEIPZIG. Ein "Labor der Zukunft" soll es sein und international Beachtung finden: Am Herzzentrum Leipzig ist ein neues Labor für Elektrophysiologische Untersuchungen (EPU) eröffnet worden.
Rund 6000 Patienten mit Herzrhythmusstörungen können dort pro Jahr behandelt werden. Nach Angaben der Helios Kliniken ist das Labor damit das weltweit leistungsfähigste seiner Art.
"Mit dem Herz verbinden wir mehr als mit anderen Organen", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Montag bei der Einweihung.
Es stehe oft gleichsam für das Leben selbst, weshalb viele Menschen über die akute Krankheit hinaus beunruhigt seien, wenn das Herz "aus dem Takt" gerate.
Ausdruck von Fortschritt und Mut
Herzzentrum Leipzig
1994 gegründet, gehört das Herzzentrum Leipzig seit Februar 2014 zu den privaten Helios Kliniken.
In seinen drei Kliniken verfügt es über insgesamt 440 Betten und zehn tagesklinischen Betten.
Rund 1450 Mitarbeiter arbeiten in dem Herzzentrum.
Internet:www.helios-kliniken.de/herzzentrum
Die neue Einrichtung sei in besonderer Weise Ausdruck von medizinischem Fortschritt und dem Mut, etwas Neues zu wagen, sagte Gröhe weiter. Ein "begründetes Selbstbewusstsein" und eine Zuversicht, die nötig sei, um die Spitzenmedizin im Land auf hohem Niveau zu halten.
Rund 5,5 Millionen Euro hat das Unternehmen Fresenius, zu dem die Helios Kliniken gehören, in das neue Labor investiert. Eine Finanzierung rein aus Eigenmitteln, wie Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) bei der Einweihung betonte.
Der Freistaat erhalte durch dieses Engagement einen "weiteren wichtigen Baustein" für die Versorgung seiner Bevölkerung, sagte Klepsch.
Das neue EPU-Labor verfügt über fünf Einzellabore und Messplätze und ist mit modernster Technik ausgestattet. Rund 150 Mitarbeiter, davon 13 Chefärzte, arbeiten in einem Zweischichtsystem.
Mit Hilfe spezieller Katheter-Verfahren werden Herzrhythmusstörungen diagnostiziert und behandelt. Auch Herzschrittmacher und Defibrillatoren können über kleinste Zugangswege eingesetzt werden.
Interventioneller MRT als Kernstück
Kernstück des Labors ist ein sogenannter interventioneller Magnetresonanztomograph (MRT). Mit Hilfe eines extrem starken Magnetfeldes können dabei Struktur und Gewebe des Herzens genau untersucht und direkt behandelt werden.
Das Verfahren ist sowohl für die Ärzte als auch die Patienten schonend, da keine Röntgenstrahlung zum Einsatz kommt.
"Die tiefen Einblicke, die wir mit Hilfe neuer Verfahren in das menschliche Herz werfen können, verbessern die Therapie erheblich", sagte Professor Gerhard Hindricks, Chefarzt und Leiter der Abteilung Rhythmologie am Herzzentrum. Schließlich könne die Behandlung so individueller auf die Patienten abgestimmt werden.
Ein bedeutender Fortschritt für das Patientenwohl mit möglichem Nebeneffekt, wie Martin Vestweber vom Verein Deutsche Herzstiftung hoffte. Er äußerte anlässlich der Eröffnung den Wunsch, das neue Labor möge auch die Fachärzte im Umfeld entlasten.
Dann hätten diese wieder mehr Zeit für umfassende Gespräche mit ihren Patienten - was auch ein wichtiger Faktor für den Erfolg einer Therapie sei.