Versicherungsanalyse
PKV-Prämien steigen 2021 im Schnitt um 8,1 Prozent
Kräftige Steigerungen bei den Prämien stehen privat Krankenversicherten ins Haus. Im Zehn-Jahres-Vergleich jedoch, so die Branche in einer Analyse, sind die Beiträge in der GKV stärker gestiegen.
Veröffentlicht:Köln. Die Debeka Krankenversicherung preschte als erste vor. Der Marktführer der PKV-Branche kündigte vergangenen Montag an, die Prämien in der Vollversicherung Anfang 2021 im Schnitt um 17,6 Prozent zu erhöhen. Nun steht fest: Auch andere Anbieter werden ihre Beiträge deutlich anheben. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). Demnach sollen die Beitragssätze in der PKV zum Januar 2021 im Schnitt um 8,1 Prozent steigen.
Eine Beitragsanpassung in der PKV darf nur dann erfolgen, wenn sich die Versicherungsleistungen oder die Sterblichkeit verändern. Der auslösende Wert liegt bei manchen Versicherern bei fünf Prozent, bei anderen sind es zehn Prozent. Wenn die Versicherer dann die Prämien und die notwendigen Alterungsrückstellungen neu kalkulieren, müssen sie auch alle anderen Faktoren einbeziehen, die Einfluss auf die Prämienhöhe haben können. Im Moment sind das vor allem die niedrigen Zinsen. Deshalb fällt der Anstieg oft sehr hoch aus.
Höherer Finanzierungsbedarf
Das WIP bemüht sich um eine Relativierung der drastisch wirkenden Beitragsanpassung in der PKV und sucht dafür den Vergleich mit der GKV. Beide Versicherungssysteme haben mit einem höheren Finanzierungsbedarf zu kämpfen. Aufgrund der unterschiedlichen Kalkulationssysteme – Umlageverfahren und gehaltsabhängige Finanzierung in der GKV und Kapitaldeckungsverfahren in der PKV – gibt es jedoch unterschiedliche Sorgenkinder.
Da in der GKV die laufenden Einnahmen direkt zur Finanzierung der Leistungsausgaben aufgewendet werden, könnten in Zukunft die Auswirkungen des demografischen Wandels zum Finanzierungsproblem werden. In der PKV dagegen steht der Aufbau von Alterungsrückstellungen im Fokus. Anbieter sehen sich mit anhaltend niedrigen Zinsen und steigenden Gesundheitsausgaben konfrontiert, etwa durch den medizinisch-technischen Fortschritt.
Mit einem Zehn-Jahres-Vergleich will das WIP verdeutlichen, wie sich die tatsächliche Beitragsbelastung pro Versichertem entwickelt hat. Von 2011 bis 2021 habe es in der PKV einen Anstieg der Beitragseinnahmen je Vollversichertem um 33,9 Prozent gegeben, dem gegenüber stehe eine um 38,4 Prozent gestiegene Beitragsbelastung bei den GKV-Versicherten.
Auf das Jahr gerechnet ergebe sich eine durchschnittliche Steigerung von drei Prozent in der PKV und 3,3 Prozent in der GKV. Daraus schließt das WIP, dass die Beitragserhöhungen bei den privaten Anbietern im betrachteten Zeitraum geringer ausgefallen sind als bei den Krankenkassen.
Einkommensanstieg lässt GKV-Beiträge wachsen
Die Daten basieren auf Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit und des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband). Für die Darstellung der Jahre 2020 und 2021 greift das WIP auf Schätzungen des Bundesamtes für Soziale Sicherung und des PKV-Verbandes zurück.
Dass der Anstieg in der GKV kaum wahrgenommen wird, liege daran, dass in den vergangenen Jahren zwar der Beitragssatz (inklusive Zusatzbeiträge) nahezu stabil geblieben ist. Das beitragspflichtige Einkommen sei jedoch um 36,6 Prozent gestiegen. Außerdem sei die Beitragsbemessungsgrenze angehoben worden, so das WIP. Die Beitragssätze mussten deshalb nicht angehoben werden, um den erhöhten Finanzbedarf zu decken.
Die Steigerung in der PKV hat andere Gründe: „Die Zunahme der Beitragseinnahmen je Versichertem in der PKV basiert auf der Prämienentwicklung. Wesentliche Determinanten sind tarifabhängige Prämiensteigerungen sowie Tarifwechsel und die Zinsentwicklung“, heißt es in der Untersuchung.
Kunden wird die Nachricht der geplanten Beitragserhöhung trotz dieses Zehn-Jahres-Vergleichs nicht freuen. Zudem kommt Kritik aus der Politik: Zumindest Achim Kessler, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke, wirft der PKV-Branche mit dem Vergleich „Zahlenverdreherei“ vor.