Tariferhöhung
Pflegeversicherung für Beamte wird deutlich teurer
Mehr Leistungspflichten, gesunkener Rechnungszins: Beihilfeberechtigte müssen künftig für die Pflegeversicherung deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Veröffentlicht:Köln. Beamtinnen und Beamte müssen sich auf höhere Ausgaben für ihre Pflegeversicherung einstellen. Die Prämien steigen ab dem 1. Juli im Schnitt um 50 Prozent. Der PKV-Verband beziffert die zusätzliche Belastung mit monatlich zehn bis 15 Euro.
Die Pflegereformen der vergangenen Jahre haben mit ihren Leistungsausweitungen und dem erweiterten Kreis der Anspruchsberechtigten sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Pflegeversicherung zu höheren Beiträgen geführt. Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung erwischt es jetzt auch die Beihilfeberechtigten.
In der privaten Pflegepflichtversicherung gibt es anders als sonst in der PKV keine unternehmensindividuellen Tarife, sondern der Tarif wird branchenweit vom PKV-Verband kalkuliert. Die Prämien der einzelnen Anbieter unterscheiden sich nur durch die Verwaltungskosten und die individuell kalkulierten Rückstellungen für ihre Versicherten.
Gesunkener Rechnungszins schlägt zu Buche
In der PKV und damit auch bei den Beihilfetarifen schlägt neben den höheren Leistungsausgaben ein weiterer Faktor zu Buche: der gesunkene Rechnungszins. Der für die Bildung der Alterungsrückstellungen einkalkulierte Zins betrug ursprünglich 3,5 Prozent. Durch die Niedrigzinsen ist er in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken und geht jetzt weiter von 2,3 Prozent auf 2,0 Prozent zurück. Sinkt der Zins, muss mehr vom Beitrag in die Vorsorge fließen – die Prämien steigen.
„Auch nach den Erhöhungen sind die Beamtinnen und Beamten in der privaten Pflegeversicherung weiterhin vergleichsweise günstig versichert“, findet Dr. Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbands. Der garantierte Höchstbeitrag in der Pflegeversicherung für Beihilfeberechtigte beträgt ab dem 1. Juli 59,02 Euro.
Altersrückstellungen nicht vergessen!
Auch bei privaten Pflegezusatzversicherungen machen sich die höheren Kosten und die niedrigen Zinsen im Portemonnaie der Kunden bemerkbar. Sie wurden zum Teil mit heftigen Prämienanpassungen konfrontiert.
Trotz der Belastungen durch die höheren Prämien warnt die Kölner Ratingagentur Assekurata Kunden davor, die Policen vorschnell zu kündigen oder den Anbieter zu wechseln. Denn dadurch gingen die angesparten Alterungsrückstellungen verloren, so Senior-Analyst Gerhard Reichl.
Auch bei einem zunächst günstiger erscheinenden Anbieter sei man nicht vor Beitragsanpassungen gefeit. „Vor Vertragsabschluss empfiehlt es sich grundsätzlich, danach zu fragen, inwieweit der Tarifbeitrag bereits an das niedrigere Zinsniveau und die gestiegenen Leistungsausgaben angepasst ist“, rät Reichl. (iss)