Praktisches Jahr

Pläne der Regierung auf dem Prüfstand

Um die ambulante Versorgung zu fördern, wollen Politiker niedergelassene Ärzte stärker in die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses einbinden. Mit einer Umfrage will der Hartmannbund ermitteln, ob Praxen das überhaupt stemmen können.

Von Marco Hübner und Hauke GerlofHauke Gerlof Veröffentlicht:
Um erste ambulante Erfahrungen zu sammeln, brauchen Jungärzte Praxen, die ausbilden können.

Um erste ambulante Erfahrungen zu sammeln, brauchen Jungärzte Praxen, die ausbilden können.

© Alexander Raths / fotolia.com

BERLIN. Haben niedergelassene Ärzte genügend Kapazitäten, um Studenten im Praktischen Jahr (PJ) aufzunehmen? Wenn nicht, was hindert sie daran?

Eine neue Umfrage des Hartmannbundes (HB) soll Licht ins Dunkel bringen und zeigen, ob die jüngsten politische Pläne rund um Medizinstudium und PJ von Ärzten in spe überhaupt realistisch sind.

Denn die Konzepte, die aktuell im Gespräch sind, sollen ambulant tätige Ärzte voraussichtlich stärker einbinden.

Grundsätzlich begrüße der Hartmannbund Pläne, Aus- und Weiterbildung in der ambulanten Medizin zu stärken.

Aber: "Wenn man künftig stärker auf Kollegen in der Niederlassung zurückgreifen möchte", so der HB-Vorsitzende Dr. Klaus Reinhardt, "dann muss man das mit ihnen besprechen und sich einen realistischen Überblick über die vorhandenen Möglichkeiten verschaffen."

Die Umfrage solle ihren Beitrag dazu leisten und Optionen aufzeigen.

Entschädigung für Ärzte nötig?

Die Fragen richten sich sowohl an Praxischefs, die bereits PJ-Plätze als akademische Lehrpraxis anbieten, als auch an solche, die das noch nicht tun.

So können Teilnehmer zum Beispiel ankreuzen, woran es liegt, dass sie nicht als Lehrpraxis fungieren - fehlende räumliche Kapazitäten, keine Zeit für Studenten, zu viel Bürokratie und zu geringe Aufwandsentschädigung sind mögliche Antworten.

Ärzte mit Angebot für Medizinstudenten werden unter anderem gefragt, wie hoch ihre Kapazitäten sind, ob sie eine Aufwandsentschädigung bekommen haben und ob auch die Studenten mit einer Aufwandsentschädigung bezahlt wurden und wer die gezahlt hat.

Auch zu ihrer Meinung, ob die Nachwuchssorgen der Allgemeinmedizin durch eine Umstellung der PJ-Organisation gemildert werden könnten, werden die Teilnehmer befragt.

Hintergrund: Wissenschafts- und Gesundheitsminister aus Bund und Ländern wollen mit dem Reformprojekt "Masterplan Medizinstudium 2020" an Stellschrauben des PJ drehen.

Pläne zur PJ-Umstellung

Derzeit ist die Ausbildungsetappe in drei Tertiale aufgeteilt: Pflichtfächer sind Innere Medizin und Chirurgie, ein Fach können die Studenten wählen. Überlegungen zur Neugestaltung kreisen momentan um drei Modelle:

- Das PJ wird in Quartale aufgeteilt. Die Pflichtabschnitte Chirurgie, Innere Medizin sowie der Wahlabschnitt bleiben erhalten. Heiß diskutiert wird die Idee, ein ambulantes Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin einzuführen (wir berichteten). Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass genügend akademische Lehrpraxen zur Verfügung stehen.

- Beim zweiten Modell, das vom Hartmannbund vorgeschlagen wird, soll ebenfalls in Quartale aufgeteilt werden. Dann aber in zwei Pflicht- und zwei Wahlabschnitte. Das soll den Studierenden mehr Möglichkeiten eröffnen, um etwa in die ambulante Versorgung hineinzuschnuppern.

- Der dritte Vorschlag setzt auf vorgegebene Strukturen: Die PJ-Tertiale sollen erhalten bleiben - aber verpflichtend werden. Der dritte Pflichtabschnitt wäre dann in der Allgemeinmedizin zu absolvieren. Damit wird für jeden Nachwuchsarzt ein Platz in einer Praxis benötigt.

Je nach Szenario kommen auf ambulant tätige Ärzte also neue Herausforderungen zu. Gleichzeitig stellt die Beschäftigung eines PJlers, der vielleicht auch später in der Weiterbildung erneut in die Praxis kommt, eine Chance dar, Partner oder Nachfolger zu gewinnen.

Ob die Pläne bei den Niedergelassenen auf fruchtbaren Boden fallen, soll die Umfrage herausfinden, die voraussichtlich noch bis zum 20. Juli läuft.

Umfrage des Hartmannbundes im Netz: tinyurl.com/nayn5el

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