Medizinstudium

Platzvergabe: Vorschlag liegt auf dem Tisch

Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden und der Medizinische Fakultätentag legen ein Konzept zur künftigen Auswahl von Studienbewerbern vor.

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Der Masterplan will die Studienplatzvergabe neu regeln. Dazu liegt nun ein Vorschlag vor.

Der Masterplan will die Studienplatzvergabe neu regeln. Dazu liegt nun ein Vorschlag vor.

© fotolia.com

BERLIN. Der Masterplan Medizinstudium 2020 sieht vor, die "Zulassung zum Medizinstudium stärker auf die Anforderungen an ärztliche Tätigkeiten" auszurichten. Dabei sollen Motivation, soziale und kommunikative Kompetenzen mehr Gewicht bekommen – eine Formulierung mit viel Spielraum, der allerdings eine konkrete Ausgestaltung noch fehlt. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) hat nun gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) ein Modell für ein neues Vergabeverfahren ausgearbeitet und am Freitag vorgelegt.

Darin fordern die Autoren eine bundesweit einheitliche Grundlage für die Auswahl. Für alle Studierenden solle eine zentrale Auswahlstufe eingerichtet werden, die bei der Stiftung für Hochschulzulassung angesiedelt sein und nach einem Punktesystem arbeiten sein soll. Die Punkte für alle Kriterien sollen summiert eine bundesweite Reihung der Bewerber bilden.

Das sind die Kriterien, nach denen bvmd und MFT die Punkte verteilt sehen wollen:

- Abiturnote (maximal 40 Punkte): Das Notenspektrum des bestandenen Abiturs sollte linear über die Punkteskala abgebildet werden. So bliebe die Abiturnote weiterhin ein maßgebliches Auswahlkriterium.

- Studierfähigkeitstest (maximal 40 Punkte): Er müsse zu einem großen Teil auch nicht schulisches Wissen und Fähigkeiten testen. Die etablierten Tests TMS (Test für Medizinische Studiengänge) und HAM-Nat (Hamburger Naturwissenschaftstest) müssten weiterentwickelt werden. Der Test sollte deutschlandweit angeboten werden.

- Berufspraktische Erfahrung in einem medizinnahen Bereich oder ein staatlich anerkannter Freiwilligendienst (maximal zehn Punkte): Die Höchstzahl von zehn Punkten sollte für eine Tätigkeit von zwölf Monaten vergeben werden, so der Vorschlag. Längere Zeiten sollten nicht berücksichtigt werden, um nicht in Konkurrenz mit anderen Ausbildungsberufen zu treten.

- Situational Judgement Test (SJT) (maximal zehn Punkte) für die Abfrage von aufgaben- und kontextbezogenem Wissen und sozialer Kompetenz.

Das komplette Papier

mit allen Forderungen:

http://tinyurl.com/y8bjogrm

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Kommentare
Jürgen Schmidt 12.07.201706:51 Uhr

Alles nicht so einfach

Eignungsteste für das Medizinstudium zu evaluieren, würde bedeuten, die Lebensleistung als Arzt vorher sagen zu können. Mir sind keine belastbaren Daten für derartige Aussagen bekannt.
1961 machten sich die Ordinarien der Hamburger medizinischen Fakultät die Mühe, 140 Bewerber in 2-3 Einzelgesprächsrunden mit jeweils 3-4 Professoren zu sichten und davon 40 zum Studium zuzulassen. Die Verfolgung der Studienergebnisse gestaltete sich dementsprechend übersichtlich. Etwa die Hälfte der Ausgewählten wurden Hochschullehrer, einige davon heraus ragende Ärzte.
Ich selbst erinnere mich an eines von drei längeren Eingangsgesprächen mit dem bekannten Psychiater Bürger-Prinz und seinem Ltd OA Bochnik, später Ordinarius in Frankfurt. Raffinierter und schonungsloser hat mir niemals zuvor und später jemand auf den Zahn gefühlt. Mit "test making ability" wäre ich da nicht durchgekommen. Das Abiturzeugnis schien von untergeordneter Bedeutung und ich glaube, dass Aspiranten, die von ihrer Berufung sprachen, gleich raus geflogen sind.
Geistige Begabung, Ehrlichkeit und Fähigkeit zur Selbstkritik, Belastbarkeit und Standfestigkeit, sowie eine überdurchschnittliche Gewissenhaftigkeit scheinen mir die wesentlichen Parameter zu sein, die neben einem intensiven Interesse am Fach die ausschlaggebenden Parameter sein sollten, nach denen sich ein junger Mensch für das Medizinstudium entscheiden sollte. Ob sich das Ergebnis unter Einschluss der persönlichen Entwicklung mit Prüfmethoden vorher sagen lässt, halte ich für zweifelhaft.

karla Gstaeckbun 10.07.201717:08 Uhr

Ja.Anfällig für Manipulation durch Testteilnehmer

Die amerikanischen Verhältnisse um solche Tests dürften wissenschaftlich orientierte ( somit Ärzte nicht) Betrachter hinsichtlich der Validität zum Umfallen bringen. Politiker wissen nicht,was heute so alles eingesetzt wird.
Hätten Sie den Beitrag gelesen ,so habe ich hinsichtlich der Noteninflation der letzten 10 Jahre einen Vorschlag unterbreitet. Im Prinzip ist eine andauernde Prüfung immer gültiger.
Der Vorschlag beinhaltet weiterhin ein ungerechtes Lossystem, das das Leistungsprinzip konterkariert. Qualifizierte Wartezeit wäre das Stichwort. Das Lossystem wurde in den 80 ern auch nach 3 Jahren abgeschafft

Patricia Klein 10.07.201714:39 Uhr

Betrug?????

Also, wie man den Studierfähigkeitstest betrügen kann ist mir nicht so ganz klar. Ich habe 1980 an dem ersten Test teilgenommen und darüber übrigens meinen Studienplatz bekommen. Mit einem Abitur von 2.0 hätte ich ansonsten ca. 6 Jahre warten müssen, so habe ich rein über den Test nach zwei Jahren meinen Studienplatz bekommen. Natürlich kann man vieles aus diesem test üben und sich vorbereiten, aber was ist denn das Abitur anderes?
Wenn ich mir die Unterschiede in den Bundesländern angucke zum Abitur, dann würde ich es eher "Betrug" nennen, wenn man einfach mal die Schule (bzw. das Bundesland wechselt): das letzte Mal, als ich mir die Statistik gezogen habe, lag der Anteil der Abiturienten mit einem Abitur besser als 2.0 in Thüringen bei 37% und in Niedersachsen bei 15%!!! Glaubt irgendjemand, dass die Kinder in Thüringen klüger sind als in Niedersachsen oder die Schulen besser?
Ich habe 1978 Abitur gemacht und bei uns hatten genau drei Schüler von 55 ein Abi besser als 2.0...
Es gibt kein wirklich "gerechtes" Verfahren. Ich finde, das hier vorgelegte Mischkonzept ist ein guter und praktikabler Kompromiss.

karla Gstaeckbun 10.07.201712:50 Uhr

Betrug wäre und ist Tor geöffnet

Studier"fähigkeitstest" sind massiv manipulierbar, im Gegensatz zu der breiteren Testung durch die Schule. Mit vernünftigen Ansprüchen ( ,wie vor 10 Jahren in zwangsweise Mathematik und Fremdsprache) hätten wir den Indikator.
Wo bleibt die Abbildung der Noteninflation zwischen den Jahrgängen?
Weiterhin ist ein Losverfahren grob ungerecht und massiv anfechtbar .Die meisten Bewerber warten wohl lieber 7 Jahre bzw. bekämen die WZ mit zB der Note verrechnet. Das wäre gerecht!

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