Masterplan 2020

So wird das Medizinstudium reformiert

Mit über 40 Maßnahmen wollen Bund und Länder das Medizinstudium in Deutschland fit für die Zukunft machen. Die wichtigsten Punkte des Masterplans 2020 im Überblick.

Veröffentlicht:

BERLIN. Mit dem Masterplan 2020 soll das Medizinstudium in Deutschland in den kommenden Jahren umgekrempelt werden, um den Ärztenachwuchs für die medizinische Versorgung von morgen auszubilden.

Der Beschluss, der am Freitag von Bundesgesundheitsminister Herman Gröhe (CDU) offiziell vorgestellt wurde, umfasst über 40 Massnahmen.

ärztezeitung.de hat die wichtigsten Punkte zusammengestellt.

Zulassung und Prüfung: Soziale Kriterien fallen in die Waage

Im Auswahlverfahren für das Medizinstudium sollen neben der Abiturnote künftig auch mindestens zwei weitere Kriterien Anwendung finden. "Diese sollen insbesondere die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten sowie die Leistungsbereitschaft der Bewerber einbeziehen", heißt es.

Auch eine Ausbildung, Tätigkeit oder ehrenamtliches Engagement im medizinischen Bereich werden künftig berücksichtigt .

Hochschulen werden unterstützt, die Auswahlverfahren entsprechend anzupassen und etwa Auswahlgespräche als Instrument zu etablieren. Das Bundesforschungsministerium wird Projekte zur Begleitforschung der Entwicklung fördern.

Eine Erhöhung der Studienplatzzahl ist ausdrücklich nicht vorgesehen.

Die Ärztliche Prüfung umfasst drei Abschnitte. Im ersten Abschnitt soll es eine schriftliche (nach vier Semestern) und eine mündlich-praktische Prüfung (nach sechs Semestern) geben.

Der Gegenstandskatalog des zweiten, schriftlichen Abschnitts der Staatsprüfung wird das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultätentag überarbeiten.

Ausgangsbasis könne der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) sein. Die abschließende Prüfung beinhaltet weiter die Prüfung am Patientenbett und wird zusätzlich um Fragestellungen ausschließlich zu Innerer Medizin, Chirurgie und Allgemeinmedizin sowie einem Wahlfach ergänzt.

Die Hochschulen sind aufgefordert, "neue kompetenzorientierte Lehr- und Prüfungsformate zu erproben und weiterzuentwickeln".

Stärkung der Allgemeinmedizin: Hausarzt-Job ins Schaufenster

Im Staatsexamen werden künftig alle Studierenden auch in der Allgemeinmedizin geprüft.

Die Struktur des Praktischen Jahres wird von Tertialen auf Quartale umgestellt. Innere Medizin und Chirurgie bleiben Pflichtquartale; hinzukommen zwei Wahlfächer, von denen eines in der ambulanten Versorgung absolviert werden muss.

Es wird überprüft, wie "die Arbeits- und Lernbedingungen (im PJ) verbessert werden können", etwa durch vorgegebene Lernzeiten.

Lehrveranstaltungen in der Allgemeinmedizin sollen durch "regelmäßige wiederkehrende Hospitationen" flankiert werden.

Das Blockpraktikum Allgemeinmedizin bleibt, die Famulatur in der Hausarztpraxis entfällt.

Die medizinischen Fakultäten sollen die Allgemeinmedizin "für Nachwuchsmediziner attraktiver gestalten und schon in der Ausbildung stärker in den Fokus rücken".

An allen medizinischen Hochschulen sind Lehrstühle für Allgemeinmedizin vorgesehen.

Die Hochschulen sollen mehr Lehrkrankenhäuser auf dem Land einbinden. Es werde nach "weiteren geeigneten Mitteln gesucht", um zu großen finanziellen Belastungen der Studierenden, etwa durch Fahrtkosten, entgegenzuwirken.

Mit der Landarztquote soll den Ländern die Möglichkeit eingeräumt werden, mindestens zehn Prozent der Studienplätze vorab an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach der Weiterbildung "bis zu zehn Jahre" hausärztlich in schlecht versorgten Regionen zu arbeiten.

Studieninhalte: Kompetenzen geben Lernziele vor

Das Medizinstudium soll „kompetenzorientiert“ weiterentwickelt werden. Basis dafür soll der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) sein. Danach sollen die Studierenden einerseits auf ihre künftigen Rollen als Arzt besser vorbereitet werden. Andererseits soll die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten gestärkt werden. Der NKLM soll Teil der Approbationsordnung werden.

Hochschulen sollen gemeinsame Lehrveranstaltungen mit Studierenden anderer Gesundheitsberufe in ihre Curricula aufnehmen.

Der Erwerb kommunikativer Kompetenzen soll stärker im Studium verankert werden. Vorgesehen ist, das „Nationale longitudinale Kommunikationscurriculum in der Medizin“ in die Curricula der Hochschulen zu integrieren und dazu spezielle Prüfungsformate zu entwickeln.

 Überprüft werden sollen die Zahl der zu erbringenden Leistungsnachweise und die Notenpflicht.

Theoretische und klinische Inhalte sollen vom ersten Semester an miteinander verknüpft werden. Teilstudienplätze, die ein Studium nur bis zum Physikum erlauben, sollen „der Vergangenheit angehören“

Die bisherige Klausel für Medizin-Modellstudiengänge soll im Lichte des Masterplans überprüft und bei Bedarf angepasst werden.

Lehrpraxen sollen stärker in die Ausbildung integriert, neue Praxen rekrutiert werden.

(eb)

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Kommentare
Martin Junker 14.07.201713:28 Uhr

Dringender Wegfall der Studiendiskriminierung id der Medizin

Wer schon bis zu 7,5 Jahre warten muß (ein Unding und Armutszeugnis für die Hochschulpolitik!), ist wohl per se mehr engagiert und zum Medizin-Studium geeignet als fast alle der inflationären Zahl der 1er Kandidaten. Seit Jahren beklage ich überall den Unsinn und die Diskriminiierung, dass ein wartender Mdizinstudent/in KEIN anderes akademisches Studium beginnen darf, ohne sein Wartesemester zu verlieren! Etwas BWL oder ein naturwissenschaftl. Studium oder Sprachen können in den Wartesemestern auch nicht schaden, falls man damit keinen NC-Platz wegnimmt. Ich darf ja während eines Studiums auch parallel ein anderes Fach/Fakultät belegen!
Wann wird diese völlig idiotische/unsinnige Regelung endlich aufgehoben??
Seit Jahren versagt hier Politik/Hochschulen et al. . Diese Regelung ist absurd/lächerlich!

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