Lebensversicherung

So lesen Sie die Standmitteilung richtig

Um aus der Standmitteilung der Lebensversicherer schlau zu werden, brauchen Ärzte den Blick für das Wesentliche. Welche Informationen den tatsächlichen Wert der Police verraten, zeigen Versicherungsexperten.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger und Jonas Tauber Veröffentlicht:
Der Wert von Policen entscheidet sich auch am Kapitalmarkt.

Der Wert von Policen entscheidet sich auch am Kapitalmarkt.

© Arno Burgi / dpa

KÖLN. Es geht um Rückkaufswerte, Überschussbeteiligungen und Dynamisierungen. Wer einen Blick in die jährliche Standmitteilung seiner Lebensversicherung wirft, bleibt meist ratlos zurück.

Schwer verständlich und für Laien kaum zu durchschauen sind die Schreiben, die deutsche Lebensversicherer einmal pro Jahr an ihre Kunden verschicken, um ihnen den derzeitigen Wert der Police mitzuteilen.

Das bemängeln Verbraucherschützer schon länger, jetzt hat sich auch noch der Finanzvertrieb MLP in die Reihe der Kritiker gesellt.

Weil die Standmitteilungen so schwer zu verstehen sind und oft unklar ist, welche Informationen wichtig sind und welche nicht, landen sie in der Regel ungelesen in der Schublade.

"Die Schreiben sind meist so formuliert, dass der Kunde nicht erkennen kann, wie viel er eingezahlt hat, wie viel der Versicherer für Verwaltung und Vertrieb ausgegeben hat und mit wie viel sein Kapital verzinst wird", stellt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fest.

"Selbst Fachleute durchschauen die Mitteilungen nur schwer."

Ablaufleistung im Blick behalten

Die Lage ist aber nicht ganz hoffnungslos. Ärzte können sich anhand einiger Anhaltspunkte zumindest einen gewissen Überblick über den Wert ihrer Police verschaffen. Einen ersten Hinweis gibt die garantierte Ablaufleistung des Vertrags.

Das ist die Versicherungssumme, die Kunden auf jeden Fall zusteht, wenn sie den Vertrag bis zum Ende durchhalten.

"Lebensversicherungskunden sollten darauf achten, welchen Betrag der Versicherer in dem Schreiben tatsächlich garantiert", sagt Andreas Rebhan, Sachverständiger für das Versicherungswesen und Rentenberater betriebliche Altersvorsorge aus Hallstadt bei Bamberg. "Nur darauf können sie sich verlassen."

Allerdings geben viele Standmitteilungen keine genaue Auskunft über die tatsächliche Auszahlung am Ende der Vertragslaufzeit. Entscheidend ist der Garantiezins plus die bereits entstandenen Überschüsse, die so genannte laufende Verzinsung.

Das ist die Summe, die dem Versicherten in jedem Fall ausbezahlt wird, wenn der Vertrag bis zum Ende läuft. Derzeit liegt der Garantiezins bei 1,25 Prozent. Bei älteren Verträgen verzinsen die Versicherer den Sparanteil mit bis zu vier Prozent.

Prognosen und ausgewiesene Gesamtsummen sind hingegen unverbindlich. Denn sie enthalten häufig Überschüsse, von denen noch gar nicht klar ist, ob sie überhaupt erwirtschaftet werden.

Tatsächlich berichten Experten, dass diese künftigen Überschüsse im Nachhinein oft niedriger ausfallen, als in den Standmitteilungen zuvor in Aussicht gestellt wurde.

"Aus der Vergangenheit weiß man, dass die künftigen Überschüsse oft zu hoch berechnet sind", sagt Versicherungsberater Roland Harstorff aus Hamburg.

Verbraucherschützer Nauhauser kritisiert, dass dem Kunden die absoluten Zahlen nicht helfen, solange er nicht weiß, wie hoch die Beitragsrendite ist, also die Verzinsung der gesamten eingezahlten Beträge.

"Es geht ja nicht nur darum, wie viel Geld am Ende aus dem Vertrag rauskommt, sondern auch darum, wie der Versicherer mit den Kundenbeiträgen wirtschaftet und wie viel Zinsen er dafür geben kann."

Wie wirtschaftet der Versicherer?

Neben der garantierten Ablaufleistung kann die gutgeschriebene Überschussbeteiligung aufschlussreich sein, sagt Rebhan.

Mit diesem Posten beteiligen die Versicherer ihren Kunden an den Gewinnen, die sie an den Kapitalmärkten oder mit Risikogewinnen erwirtschaftet haben.

Die Höhe wird jedes Jahr neu festgelegt. Einmal ausgesprochen kann sie der Versicherer dem Kunden nicht mehr wegnehmen. Weil die Zinsen an den Kapitalmärkten seit Jahren niedrig sind, werden auch die Überschussbeteiligungen geringer.

"Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind extrem, weil die Versicherer unterschiedlich wirtschaften", sagt Rentenberater Rebhan.

Ärzte sollten zudem auf den Rückkaufswert achten, also die Auszahlung, die sie für den Fall erhalten, dass sie ihre Lebensversicherung vorzeitig auflösen. Allerdings erhalten Kunden bei Kündigungen immer weniger, als sie eingezahlt haben.

Das liegt daran, dass der Versicherer in den ersten Jahren der Vertragslaufzeit Kosten für Verwaltung und Vertrieb berechnet. "Bei einem vorzeitigen Verkauf macht der Kunde immer Verlust", so Rebhan.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Weiteres Vorgehen bei der Novelle

Bundesregierung zur GOÄ: Erst muss sich die Ärzteschaft einigen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Steuern

Pflicht zur E-Rechnung – was auf Ärzte jetzt zukommt

Gastbeitrag

Infertilität: Was bringt gesunder Lifestyle?

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat