Frankfurt am Main
Spahn eröffnet Produktionsanlage für COVID-19-Impfstoff
Hessen avanciert zu einem „Hotspot“ der Corona-Impfstoffproduktion: Am Dienstag waren zwei Minister dabei, als Sanofi eine Abfüllanlage für einen COVID-19-Impfstoff in Betrieb nahm – zunächst testweise.
Veröffentlicht:Frankfurt/M. Am Dienstag nahm Sanofi an seinem Fertigungsstandort im Industriepark Höchst offiziell eine Abfüllanlage in Betrieb, die – Zulassung vorausgesetzt – Bestandteil der späteren Fertigungsstrecke eines Corona-Impfstoffs sein soll. Prominente Gäste des Termins: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen).
Mit ersten Planungen und Vorbereitungen zur Umrüstung der Anlage sei im Frühjahr dieses Jahres begonnen worden, heißt es von Unternehmensseite, „als sich abzuzeichnen begann, dass vorhandene Kapazitäten für die Impfstoff-Produktion massiv ausgeweitet werden müssen“. Die Anlage werde jetzt im Testbetrieb gefahren, um deren Funktionsfähigkeit für den Ernstfall zu gewährleisten, also den Moment, ab dem Wirkstoff abgefüllt werden kann.
Zwei Eisen im Feuer
Sanofi arbeitet an zwei experimentellen COVID-Impfstoffen: Zusammen mit GlaxoSmithKline wird ein auf DNA-Technologie basierender, adjuvantierter Kandidat in der klinischen Phase II getestet. Mit Ergebnissen rechne man Anfang Dezember. „Bei positiver Datenlage könnte dann umgehend die Phase-III-Studie beginnen.“ Im Idealfall werde die Zulassung im ersten Halbjahr 2021 beantragt.
Bei der zweiten Option Sanofis gegen SARS-CoV-2, handelt es sich um einen mRNA-Kandidaten, der in Allianz mit der in Lexington bei Boston ansässigen, Nasdaq-notierten Translate Bio Incorporation entwickelt wird. Man gehe davon aus, so Sanofi, „dass die Phase-I/II-Studie im November beginnen wird“; der frühestmögliche Zulassungstermin liege in der zweiten Hälfte 2021.
Sowohl Thomas Triomphe, Vorstand der Impfstoffsparte Sanofi Pasteur, als auch Gesundheitsminister Spahn betonten am Dienstag allerdings wiederholt die Priorität, die bei aller gebotenen Dringlichkeit in Sachen Impfstoffentwicklung der Sicherheit und Wirksamkeit eines potenziellen Kandidaten einzuräumen seien. Eine „Schnellzulassung“ werde es nicht geben, betonte Spahn auch namens seiner europäischen Ministerkollegen. Eine übereilte Anwendung werde nur „Vertrauen kosten, wenn es dann zu Problemen kommt“.
Eine Milliarde Dosen im Plan
Kürzlich hatten bereits die CEO mehrerer Pharmaunternehmen darunter auch Sanofi und GSK – ein Bekenntnis zu sorgfältiger, evidenzbasierter Impfstoffentwicklung veröffentlicht. Und damit mehr oder weniger deutlich auch ihr Missfallen an politischen Versuchen zum Ausdruck gebracht, Einfluss auf behördliche Freigabeprozesse zu nehmen.
Mit welchen Produktionsvolumina Sanofi und GSK rechnen, sollte ihre Corona-Vakzine zugelassen werden, wird an den Vorverträgen ersichtlich, die der Konzern aktuell kommuniziert: 100 Millionen Dosen hat sich demnach die US-Regierung reserviert, plus eine Option auf weitere 500 Millionen Dosen. Noch laufende Verhandlungen mit der Regierung Großbritanniens drehen sich um 60 Millionen Dosen.
Am Freitag gab Sanofi zudem einen verbindlichen Liefervertrag mit der EU über bis zu 300 Millionen Dosen bekannt. Außerdem beabsichtigen Sanofi und GSK, der internationalen Impfstoffinitiative „COVAX“ „einen beträchtlichen Teil ihrer weltweit verfügbaren Menge an COVID-19-Impfstoff bereitzustellen“. (cw)