Daimler und Post
Strategien für gesunde Mitarbeiter prämiert
"Gesunde Arbeitsplätze - den Stress managen" - unter dieses Motto hat die europäische Arbeitssicherheitsagentur ihren Wettbewerb zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement gestellt. Gleich zwei deutsche Konzerne landeten einen Erfolg.
Veröffentlicht:RIGA. Europäische Anerkennung für einen hohen Standard beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM): Der deutsche Automobilkonzern Daimler und der deutsche Logistikspezialist Deutsche Post DHL Group sind als zwei von europaweit elf Siegern im Wettbewerb "Gesunde Arbeitsplätze - den Stress managen" der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hervorgegangen.
Die Preisverleihung fand kürzlich auf einer zweitägigen Konferenz in Riga statt, die sich mit dem Thema Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz befasste.
Laut EU-OSHA reüssierte Daimler mit einem BGM-Programm für innere Stabilität - weniger Absentismus und mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz in der verarbeitenden Industrie.
Die Post überzeugte mit ihrem Ansatz des globalen Managements von Stress in anspruchsvollen Funktionen im Konzern.
Die Maßnahmen der beiden deutschen Unternehmen zielen, so war die Voraussetzung zur Teilnahme an dem EU-weiten Wettbewerb, darauf ab, die psychosoziale Belastung der Beschäftigten zu verringern, und eignen sich als vorbildliche Beispiele guter Praxis, um Stress am Arbeitsplatz zu managen.
Mobbing noch immer ein Tabuthema
Gastgeber Lettland hat derzeit den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. In seiner Laudatio ging der lettische Sozialminister Uldis Augulis auf die zum Teil bestehende Scheu in Unternehmen und Organisationen ein, wenn es um das Thema Gefährdung durch psychosoziale Belastung oder Stress geht.
"Für etwa ein Drittel der europäischen Firmen sind psychosoziale Gefährdungen wie Mobbing noch ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird."
Augulis verwies aber zugleich auch auf die - von Seiten der EU angestrebte - Signalwirkung, die von der Preisverleihung ausgehen soll.
"Wir hoffen, dass dieser Preis einen Beitrag zum offenen Umgang mit dem Thema leisten kann und damit zu besseren Arbeitsbedingungen auch in unserem Land führt", ergänzte er in Riga.
Dr. Christa Sedlatschek, Direktorin der EU-OSHA, unterstrich die Bedeutung des Themas psychosozialer Belastungen: "Psychosoziale Risikofaktoren werden häufig als größeres Problem empfunden als andere Schwierigkeiten. Doch diese Risiken können mithilfe derselben Grundsätze bekämpft werden wie andere Probleme im Zusammenhang mit Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit."
Genau dies wolle ihre Behörde mit dem Europäischen Wettbewerb für gute praktische Lösungen im Rahmen der Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze" zeigen, wie Sedlatschek verdeutlichte.
Die Deutsche Post DHL Group hatte mit "Gesundheit, Sicherheit & Wohlbefinden" eine globale Strategie entwickelt, in der psychischer Gesundheit eine zentrale Rolle zukam. Teil der Strategie sei ein webbasiertes Trainingsprogramm für Führungskräfte, in dem es sowohl um ihre eigene Gesundheit als auch um die Gesundheit der Mitarbeiter geht.
"Ein gesunder Arbeitsplatz beginnt bei einem Chef, der seine Vorbildfunktion im Bereich Gesundheit erkennt", erklärte Dr. Andreas Tautz, Chief Medical Officer des Konzerns, das Konzept des Programms.
"Das Trainingsprogramm wurde ausgesprochen gut angenommen, und die positiven Resultate bestätigen seine Wirksamkeit", ergänzte er.
Prävention im Fokus
Daimler biete seiner Belegschaft ein ganzheitliches, auf Prävention ausgerichtetes Gesundheitsmanagement.
"Gerade im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung, in der psychische und psychosomatische Erkrankungen zunehmen, können wir bei Daimler stolz darauf sein, dass wir präventiv wie therapeutisch bei beginnenden Auffälligkeiten unseren Beschäftigten ein zeitnahes sowie nachhaltiges Angebot und damit verknüpft zielgerichtete Hilfsmöglichkeiten anbieten können", resümierte Dr. Helmut Schmidt, bei dem Autobauer Leiter Gesundheitsmanagement und Arbeitsschutz.
Die Hilfsangebote würden kontinuierlich weiterentwickelt und an die entsprechenden Anforderungen angepasst. Neben der hiermit verbundenen Förderung der individuellen psychischen Gesundheit, stehe zusätzlich die "Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung" im Vordergrund.
Das Analyseinstrument sei Teil der allgemeinen Gefährdungsbeurteilung. Sie untersuche flächendeckend die Arbeitsbedingungen objektiv auf potenzielle psychische Belastungsfaktoren rund um die tägliche Arbeit.
Im Rahmen der Konferenz der EU-OSHA in Riga wurden auch Ergebnisse der zweiten "Europäischen Unternehmensbefragung über neue und aufkommende Risiken" (ESENER-2) vorgestellt. Demnach berichten durchschnittlich 68 Prozent der in den 28 EU-Staaten befragten Unternehmen, dass sie sich mit schwierigen Kunden oder Patienten befassen müssen.
Nur etwas mehr als die Hälfte verfügt über Maßnahmen und Regeln, die die Beschäftigten vor Bedrohung und Gewalt schützen. Jedes fünfte Unternehmen, das Zeitdruck oder psychosoziale Risiken als Herausforderung angibt, klage über fehlende Informationen und Handlungshilfen.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Im Elfenbeinturm zu Riga