TCM-Ärzte empört über Akupunktur als "immaterielles Weltkulturerbe"
NEU-ISENBURG (maw). Die Entscheidung der UNESCO vom November 2010, die Akupunktur in die Liste des "immateriellen Weltkulturerbes" aufzunehmen, stößt beim Deutschen Institut für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) auf heftiges Unverständnis. Die UNESCo torpediere damit "die Bestrebungen, die Akupunktur wissenschaftlich zu fundieren", so das TCM-Institut.
Veröffentlicht:Die Akupunkteure betonen in einer Mitteilung, das der Sinn des immateriellen Weltkulturerbes darin bestehe, den Schutz des immateriellen Weltkulturerbes zu gewährleisten. Der Fall der Akupunktur sei insofern eine gravierende Fehlentscheidung, als sie ignoriere, "dass die Akupunktur inzwischen weltweit zum wichtigsten Verfahren der komplementären Medizin geworden ist - als Medizin, nicht als Kultur."
In Ländern wie Deutschland - hier komme ein Akupunkteur auf 2000 Einwohner - sei sie inzwischen wichtiger als in China selbst - dort komme ein Akupunkteur auf 4000 Einwohner. Dennoch habe Chinas State Administration of Traditional Chinese Medicine (SATCM) die Eintragung in die Kulturerbe-Liste beantragt, ohne die ausländischen Akupunkteure auch nur nach ihrer Meinung zu fragen, so deutsche TCM-Ärzte.
Dies zeige, so heißt es weiter, "dass man in China gar nicht daran denkt, die ausländischen Akupunkteure als gleichberechtigte Partner anzuerkennen."
Aber auch in China werde seit langem erbittert darüber gestritten, ob die TCM primär als Kultur oder primär als Medizin zu gelten habe. Dies sei eine entscheidende Frage. Denn Kultur trage ihren Wert in sich und sei als solche bewahrenswert. Medizin hingegen diene einzig dem Wohl des Patienten und müsse, wenn neuere Erkenntnisse dies verlangen, jederzeit zur Revision aller ihrer Aspekte bereit sein.
Akupunktur primär als Kultur zu definieren, hieße, so das TCM-Institut, sie in wesentlichen Aspekten für unveränderbar zu erklären.
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