Karte des Monats

Viele Kontakte, viel Arbeit – aber auch Chancen für Ärzte

Wie viele ärztliche Leistungen werden eigentlich tatsächlich von Versicherten beansprucht? Ein Maß dafür ist die Anzahl der Arztkontakte im Jahr. Die Karte des Monats März zeigt, dass der Bedarf je nach Region durchaus variiert.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Auf den ersten Blick scheinen die Unterschiede gar nicht so groß zu sein: Zwischen 9,01 und 10,38 Arztkontakten pro Einwohner über 18 Jahren im Jahr variiert die ärztliche Inanspruchnahme je nach Bundesland. Dieser Unterschied ergibt sich aus der Karte des Monats März, die auf www.aerztezeitung. de/extras/karte_des_monats abrufbar ist. In Niedersachsen, wo der niedrigste Wert errechnet worden ist, liegt die Anzahl der Arztkontakte je Einwohner und Jahr bei 9,01, in Mecklenburg-Vorpommern dagegen bei 10,38.

Doch was auf den ersten Blick wenig aussieht, macht beim Bedarf an ärztlicher Leistung für alle Einwohner einer Region einiges aus: Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Bei einer Differenz von 1,37 Arztkontakten im Jahr von Region zu Region ergibt sich je einer Million Einwohner ein Unterschied von 1,37 Millionen Arztkontakten im Jahr. Rechnet man überschlägig 400 Arzt-Patienten-Kontakte je Arzt in der Woche, kommt man bei 46 Arbeitswochen auf 18.400 Kontakte je Arzt und Jahr. Rechnerisch würden damit in Mecklenburg-Vorpommern 75 Ärzte je einer Million Einwohner mehr gebraucht als in Niedersachsen, um den Bedarf der Patienten zu decken.

Gesunder Nordstaat?

Die Karte des Monats, eine gemeinsame Initiative von "Ärzte Zeitung" und dem Datendienstleister Rebmann Research, zeigt also so etwas wie ein Maß für den Arbeitsanfall für niedergelassene Ärzte in einem Bundesland beziehungsweise, wenn man sich weiterklickt, auch für einzelne Landkreise. Auf Kreisebene variieren die Werte zwischen 8,71 Kontakten im Jahr (z.B. in Kiel) und 10,48 im Bereich in Süd-Mecklenburg.

Die Karte ist dem ATLAS MEDICUS® entnommen, einer Datenbank, die vom Datendienstleister Rebmann Research ständig mit aktuellen Daten aus dem Gesundheitswesen gefüttert wird. Grundsätzlich sind auch andere regionale Einteilungen wie zum Beispiel in Mittelbereiche möglich. Es werden die Arztkontakte der über 18-Jährigen ausgewiesen.

Die Anzahl der Arztkontakte berechnet sich aus der Altersstruktur und dem Frauenanteil in der jeweiligen Region. Je älter die Bevölkerung einer Region und je höher der Frauenanteil ist, umso höher ist auch die zu erwartende Anzahl an Arztkontakten (Gesundheitsberichtserstattung des Bundes, 2015). Außerdem wurde die regionale Verteilung der Behandlungsfälle in dem jeweiligen Bundesland mitberücksichtigt (Barmer Arztreport 2018). Jene Regionen in Bundesländern, die tendenziell viele Behandlungsfälle haben, wurden mit Zuschlag versehen und vice versa.

Eine hohe Kontakthäufigkeit lässt eine entsprechende Belastung für die Ärzte der Region vermuten, vor allem wenn zugleich die Arztdichte niedrig ist, wie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern in vielen Kreisen. Diese Regionen sind daher rot gekennzeichnet. Regionen mit weniger Arztkontakten sind grün eingefärbt.

Doch welche Informationen können zum Beispiel niederlassungswillige Ärzte dieser Karte entnehmen? Eine niedrige Arztdichte bei hohem Bedarf könnte zum einen viel Arbeit bedeuten – mit der Unsicherheit, ob unter Budget-Bedingungen auch wirklich alle Leistungen bezahlt werden.

Geringeres wirtschaftliches Risiko

"Selbstverständlich können auch Gesichtspunkte dafür sprechen, Regionen mit einer hohen Arztkontaktrate positiv einzuschätzen", betont Dr. Bernd Rebmann, Inhaber von Rebmann Research. So sei das Risiko, für einen wirtschaftlichen Betrieb zu wenige Patienten zu haben, gering, "die Patienten kommen sozusagen von allein, weil nur wenig Wettbewerb da ist", so Rebmann weiter.

Zusätzliche Chancen ergäben sich für Ärzte, die vor allem ihre chronisch kranken Patienten aktiv steuern und so eine geringere Kontaktzahl je Patient als der Durchschnitt erreichen, etwa über DMP oder über eigene Behandlungspläne mit langfristig vereinbarten Terminen. Auch durch Delegation von Leistungen auf NäPA sowie über Kooperationen mit Kollegen lässt sich der individuelle Arbeitsdruck reduzieren – ohne das Leistungsangebot der Praxis zu reduzieren.

» Initiatoren: "Ärzte Zeitung" und der Datendienstleister Rebmann Research

» Erscheinung: einmal im Monat.

» Datenbasis: Atlas Medicus® von Rebmann Research auf Basis der genannten Quellen

» Das haben Sie gelesen: Karte des Monats Februar: "Best Agers – Potenzial für Praxen auf dem Land?"

www.aerztezeitung.de/extras/karte_des_Monats

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Probleme in ambulanter Versorgung

SpiFa: „Keine einzige Baustelle des Gesundheitswesens beseitigt“

Bessere Versorgungsqualität erwartet

Mecklenburg-Vorpommern: DMP Osteoporose ist gestartet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend