Befragung von Versicherten
Viele Missverständnisse über digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte
Viele Versicherte glauben, dass Ärzte alle Daten in der elektronischen Patientenakte einsehen können. Sie fürchten, dass die Krankenkassen mit der Akte mehr über die Versicherten wissen als ohne. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung.
Veröffentlicht:Bochum. Rund um die elektronische Patientenakte (ePA) gibt es eine Reihe von Missverständnissen bei den gesetzlich Versicherten. So glauben viele, dass Ärztinnen und Ärzte automatisch Zugriff auf die in der Akte gespeicherten Daten haben. Den Zugang zur Akte über Apps der Krankenkassen sehen die Versicherten kritisch.
Das zeigt eine Interviewstudie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum, der Leibniz Universität Hannover und des Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit CISPA.
Die Studie ist nicht repräsentativ, kann aber ein Indikator sein und Tendenzen aufzeigen. Die Forschenden hatten 21 gesetzlich Versicherte einbezogen und befragt. Sie mussten unter anderem aufmalen, wie sie sich die digitale Infrastruktur hinter der ePA und den Datenfluss vorstellen. In einem zweiten Schritt erfuhren sie dann, wie die Infrastruktur tatsächlich aussieht.
„Die digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte könnte deutlich verbessert werden.“ Diesen Schluss zieht Professorin Karola Marky vom Digital Sovereignty Lab der Uni Bochum aus der Studie. So sollten die Krankenkassen nicht die Apps bereitstellen, mit denen die Versicherten den Zugriff auf ihre Daten festlegen können. Die Untersuchung hatte gezeigt, dass viele Versicherte glauben, dass die Kassen mit der ePA mehr Daten sehen können als ohne.
Arztpraxen und Apotheken können Aufklärung nicht allein leisten
„Aus Sicherheitsperspektive wäre es besser, eine zentrale Open-Source-App in Deutschland anzubieten, die alle Versicherten nutzen können“, schlägt Marky vor. „Das würde für mehr Vertrauen sorgen, einen einheitlichen Sicherheitsstandard garantieren und auch den Wartungsaufwand reduzieren.“
Die Versicherten sind ambivalent, was die Möglichkeiten betrifft, Einträge aus der Akte zu löschen. Zwar begrüßen sie die Kontrolle über die eigenen Daten, sehen aber auch Missbrauchspotenzial. So könnten sich Patientinnen und Patienten dasselbe Medikament von zwei Ärzten verschreiben lassen, die Informationen darüber aber löschen.
„Es ist insgesamt deutlich mehr Aufklärung zu dem Thema erforderlich, die man nicht allein den Arztpraxen und Apotheken aufbürden kann“, betont Marky. Die Ergebnisse der Untersuchung hat sie gemeinsam mit Doktorandin Rebecca Panskus von der Universität Bochum auf einem Symposium in den USA vorgestellt. (iss)