Anlagen-Kolumne
Vorsicht bei konstruierten Produkten
Gottfried Urban
Der Wunsch nach einer vernünftigen Verzinsung kann vom Kapitalmarkt nicht mehr ohne Einschränkungen erfüllt werden. Die Finanzindustrie bietet deshalb immer mehr Produkte an, die höhere Zinsen in Abhängigkeit von Aktienentwicklungen zahlen.
Die Produkte werden zum Beispiel mit bis zu drei Prozent pro Jahr beworben, bei voller Kapitalgarantie. Der angegebene Zins wird bezahlt, wenn bestimmte Ereignisse eintreten.
So weit so gut. Doch kürzlich hat die britische Finanzmarktaufsicht gegen den Herausgeber eines solchen Finanzinstrumentes Strafen wegen unlauterer Produktwerbung verhängt.
Denn die Wahrscheinlichkeit, den beworbenen Zins jemals zu erreichen, tendierte gegen Null.
Auch hierzulande machen die extrem niedrigen Zinsen viele Anleger für solche Finanzprodukte mit Wenn-dann-Zins empfänglich. Außer auf die Kosten sollte aber auch immer auf die Eintrittswahrscheinlichkeit für die Mindest- und die Maximalverzinsung geachtet werden.
Wenn man dann lesen darf, dass die Nullverzinsung mit über 60 Prozent Wahrscheinlichkeit eintritt - der Werbezins aber in der Rückbetrachtung so gut wie nie hätte bezahlt werden müssen - kann man auf diese Anlage getrost verzichten.
Ein weiteres Problem: Erträge werden oft als Zins deklariert, sind aber Optionsprämien oder Gewinne aus Finanztermintransaktionen. Der Teil, der für die Spekulation zur Verfügung steht, wird durch die Nullzinspolitik immer geringer.
Die Lösung sind dann immer längere Laufzeiten für solche Garantieanlagen bei eingeschränkter Handelbarkeit.
Viele Finanzinstrumente lassen sich gut verkaufen, wenn im Produktnamen das Wort Zins oder Anleihe enthalten ist.
Doch sind viele solcher Guter-Zins-wenn-dann-Anleihen als gut verpackte Zertifikate zu klassifizieren. Neben dem Emittentenrisiko ist nicht die Zinshöhe, sondern deren Eintrittswahrscheinlichkeit entscheidend.