apoBank beurlaubt Vorstand und kontaktiert 600 Kunden
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat bis zur Aufklärung der Betrugsvorwürfe gegen die Immobilienfirma Licon ein Vorstandsmitglied und zwei Vertriebsmitarbeiter beurlaubt.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF (ava). Gegen den apoBank-Vorstand Stefan Mühr, der für den Vertrieb an Organisationen und Großkunden der Bank zuständig ist, sowie gegen zwei leitende Vertriebsmitarbeiter ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Um die neutrale und objektive Aufklärung sicherzustellen, sind die drei Männer vorerst von ihren Aufgaben freigestellt. Das teilte die Bank am Mittwoch auf ihrer Homepage mit (wir berichteten). Hintergrund sind laut apoBank Betrugsvorwürfe gegen einen Geschäftspartner, die Leipziger Immobilienfirma Licon. Die apoBank kooperiert mit der Licon-Tochter Medicon bei Immobilien-Kapitalanlagen.
Kunden haben nach Angaben der apoBank aufgrund der Vorfälle bei Licon bisher keinen Schaden erlitten. Insgesamt haben 600 apoBank-Kunden in den vergangenen zwei Jahren Licon-Immobilien erworben. Sie werden in diesen Tagen sukzessive von ihren Kundenberatern angerufen.
Für Kundenanfragen zu Licon wurde zudem eine zentrale Stelle mit einer Hotline (0800-5998-900) und eine eigene E-Mail-Adresse (fragenzumedicon@apobank.de) eingerichtet. Nach Angaben der Bank haben die aktuellen Vorgänge keine Auswirkungen auf laufende Projekte. Sie werden planmäßig fortgeführt. Eventuell erforderliche Erwerberfinanzierungen werden von der apoBank bereitgestellt.
In der vergangenen Woche hatten Medienberichten zufolge Staatsanwälte, Steuerfahnder und Polizeibeamte bundesweit Büros von Licon durchsucht und zwei Gesellschafter sowie einen Mitarbeiter der Leipziger Firma in Untersuchungshaft genommen.
Anlass für die Ermittlungen war die Klage eines Licon Gesellschafters gegen die drei Männer. Der Vorwurf: Betrug und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.
Die Licon-Gruppe saniert Altbauten, die in der Regel unter Denkmalschutz stehen. Den Vertrieb an Kapitalanleger organisierte Licon über die Tochtergesellschaft Medicon. "Die apoBank hat seit 2008 eine Kooperationsvereinbarung mit der Medicon und stellt bei Bedarf die Erwerberfinanzierung zur Verfügung", steht auf der Homepage der Bank. Für die Vermittlung erhielte die apoBank eine "marktübliche Provision."
Nach apoBank-Angaben hat der Vorstand auch eine interne Arbeitsgruppe eingerichtet, die klären wird, ob sich alle Mitarbeiter an die gesetzlichen Vorschriften und die internen Compliance-Regeln gehalten haben. Die Bank geht davon aus, dass sie spätestens bis Ende November über die Ergebnisse informieren wird.