Afrika
WHO startet Pilotprojekt zur Malaria-Impfung
Weltweit steigen die Erkrankungszahlen an Malaria wieder. Die meisten Todesfälle gab es 2017 bei Kindern in Afrika. Dort will die WHO jetzt mit einem Impfstoff die Krankheit eindämmen.
Veröffentlicht:Angesichts der weltweiten Rückschläge will die WHO jetzt die Malaria-Bekämpfung mit dem Impfstoff „RTS,S“ (Mosquirix™) von GlaxoSmithKline ergänzen. Nach einer Entwicklungszeit von über 30 Jahren soll die Vakzine in drei Ländern in Afrika auf Alltagstauglichkeit geprüft werden.
Gestartet wurde in Malawi; Impfprogramme in Ghana und Kenia sollen in Kürze folgen. Bis 2022 will man in den Ländern insgesamt jedes Jahr rund 360.000 Kleinkinder gegen Malaria impfen, berichtet die WHO in einer Mitteilung. In dem Pilotprojekt soll die Impfung mit anderen Maßnahmen wie insektizid-behandelten Moskitonetzen, früher Diagnostik bei Erkrankung und konsequenter Therapie kombiniert werden.
Pferdefuß der Vakzine ist die nur moderate Wirksamkeit, was sie auch für die Prophylaxe in der Reisemedizin untauglich macht: Der Impfstoff für Kinder im Alter von 5 bis 17 Monaten war von 2009 bis 2014 mit Unterstützung der Bill und Melinda Gates Stiftung erfolgreich getestet worden.
Der Arzneimittelausschuss CHMP der EMA hatte die von GlaxoSmithKline entwickelte Vakzine 2015 zur Zulassung empfohlen. Die Schutzwirkung der vier Dosen vor Erkrankung beträgt nach den Studiendaten bei Kleinkindern etwa 39 Prozent über vier Jahre. Dabei werden etwa 30 Prozent der schweren bis lebensbedrohlichen Verläufe verhindert. Klinikeinweisungen und der Bedarf an Bluttransfusionen wegen schwerer Anämien wurden deutlich reduziert.
Aufwändiges Vier-Dosen-Schema
Ließe sich der Schutz auch unter Alltagsbedingungen erreichen, könnte „das Leben zehntausender Kinder gerettet werden“, betont der WHO-Chef Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Dienstag. Entscheidend wird dabei sein, wie das Vier-Dosenschema angenommen wird. Die Kinder müssen dreimal im Alter von fünf bis neun Monaten und einmal in zeitlicher Nähe zum zweiten Geburtstag geimpft werden.
Bei einem Erfolg ließen sich die Impfprogramme auf andere Länder ausdehnen. Rund 70 Prozent der weltweit 219 Millionen Malaria-Fälle im Jahr 2017 betreffen nach dem aktuellen WHO-Malaria-Bericht elf Länder und davon liegen zehn auf dem schwarzen Kontinent: Nigeria, Kongo, Mosambik, Burkina Faso, Kamerun, Ghana, Mali, Niger, Uganda und Tansania.
Indien ist in der Liste das einzige asiatische Land. Den größten Anstieg gab es nach dem Bericht in Nigeria mit etwa 1,3 Millionen Fällen mehr. Der westafrikanische Staat verzeichnet die meisten Malaria-Fälle weltweit, gefolgt vom Kongo. Die Bekämpfung der Krankheit gestaltet sich in diesen Ländern wegen großer Armut, einem desolaten Gesundheitssystem und schlechter Infrastruktur besonders schwierig.
Prophylaxe scheitert häufig an Ressourcen
Die Impfung ist nach Angaben der WHO-Experten nur ein Mosaikstein beim Kampf gegen die Infektionen. Vor allem finanzielle Engpässe und Lücken bei der Malaria-Prophylaxe bis hin zu klimabedingten Schwankungen haben in den vergangenen Jahren die Malaria-Situation zugespitzt. Den Mangel bei der herkömmlichen Prophylaxe verdeutlicht die WHO mit Beispielen aus dem Jahr 2016:
- Nur 43 Prozent der Haushalte in Subsahara-Afrika hatten in diesem Jahr genügend mit Insektiziden behandelte Moskitonetze (ITN), um ausreichenden Schutz vor den nachtaktiven Überträgermücken bieten zu können. Zudem ist der Gebrauch von Insektensprays stark rückläufig, unter anderem, weil es in betroffenen Ländern einen Wechsel zu teureren Produkten gegeben habe.
- Schwangeren Frauen in Regionen mit mittlerer bis hoher Malaria-Prävalenz wird eine intermittierende präventive Behandlung (IPTp) mit Sulfadoxin-Pyrimethamin empfohlen. Nach Meldungen aus 23 afrikanischen Ländern erhielt aber nur knapp jede fünfte schwangere Frau dafür die nötigen drei und mehr Dosen des Medikaments.
- In der Sahelzone wurde in der Jahreszeit mit hohem Infektionsrisiko 15 Millionen Kindern die empfohlene Chemoprävention angeboten. Allerdings hätten weitere 13 Millionen Kinder in dieser Region eine solche Prävention gebraucht.
- Obwohl die Prognose von einer zügigen Diagnose und schnell eingeleiteten Therapie abhängt, wurden nach einer Studie aus den Jahren 2014 bis 2016 in 18 Subsahara-Ländern im Median nur 47 Prozent der Kinder mit Fieber Mitarbeitern von Gesundheitseinrichtungen vorgestellt. Eine weitere Studie ergab, dass etwa jedes dritte Kind mit Fieber in solchen Einrichtungen vom Personal nicht beachtet wurde, was unter anderem an mangelndem Bewusstsein für die Krankheit liege.