E-Zigaretten-Kongress
Die gute und die böse E-Zigarette
Hilfe beim Rauchausstieg oder gefährliche Inhalation von Schadstoffen: Ärzte und Forscher streiten bei einem Kongress in Frankfurt um E-Zigaretten. Dabei prallen unterschiedliche Interpretationen der Datenlage aufeinander.
Veröffentlicht:Frankfurt/Main. Ein Thema, zwei Meinungen: Dampfen könne helfen, Menschen vom Rauchen zu entwöhnen, sagte Professor Heino Stöver, Leiter des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt Fachhochschule, am Rande eines E-Zigaretten-Kongresses in Frankfurt. Der Dampfer behalte gewohnte Rituale des Rauchens bei, mindere aber den gesundheitlichen Schaden erheblich. Dem widerspricht die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): Wer von der herkömmlichen Tabakzigarette auf die E-Zigarette umsteige, ersetze lediglich eine Sucht durch eine andere, betont sie in einer Erklärung.
Mittel zum Rauchausstieg?
Stöver bemängelte, der Übergang zur weniger schädlichen E-Zigarette werde nicht ausreichend von der Politik unterstützt. Der Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen müsse gefördert werden, etwa durch eine deutliche Erhöhung der Tabaksteuer. Zudem plädierte er für ein– in anderen EU-Staaten gängiges – Werbeverbot für Tabakwaren.
Harmlos seien E-Zigaretten trotz der Vorteile im Vergleich zur Tabakzigarette nicht, sagte dagegen Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Pauschale Aussagen über E-Zigaretten seien schwierig, da es zwischen den Geräten erhebliche Unterschiede gebe.
Henkler-Stephanie warnte insbesondere vor Schwarzmarkt-Produkten. Sie könnten etwa gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten. Aber auch im Fachhandel erhältliche leistungsstarke Verdampfer bedeuteten Risiken, die noch nicht ausreichend untersucht seien.
Rechtliche Unsicherheiten
Henkler-Stephani bemängelte zudem die unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen an die Liquids, also die Trägerflüssigkeiten. Während nikotinhaltige Liquids vom strengeren Tabakrecht erfasst würden, gelte für nikotinfreie Liquids nur die weniger strenge CLP-Verordnung der Europäischen Union. Für alle Liquids sollten jedoch die gleichen Qualitätsstandards und Regelungen zum Gesundheitsschutz gelten, forderte er.
Die DGP betont, ein langfristiger Nutzen von E-Zigaretten bei der Entwöhnung von Tabak lasse sich nicht belegen. Elektronische Verdampfer stünden fälschlicherweise im Ruf, deutlich weniger gesundheitsschädlich zu sein als herkömmliche Tabakzigaretten. Verschwiegen werde, dass je nach E-Zigarettentyp und Zusammensetzung der Liquids durchaus schädliche Substanzen inhaliert würden, darunter atemwegsreizende Stoffe wie Propylenglykol, krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd und teilweise gesundheitsschädigende Metalle wie Blei und Chrom.
„Wer E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung empfiehlt, verkennt die Studienlage“, zitiert die Fachgesellschaft den Pneumologen Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover, der auch Präsident der European Respiratory Society (ERS) ist. „Auch E-Zigaretten sind gesundheitsschädlich und daher als Entwöhnungshilfe vollkommen ungeeignet.“ (dpa)