Nach 18 Monaten Zika

Brasilien hebt nationalen Notstand auf

Zika verbreitete in Brasilien große Angst: Schwangere gingen nicht mehr aus dem Haus; Wissenschaftler forderten, die Olympischen Spiele abzusagen. Nun scheint die Gefahr gebannt zu sein.

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Eine Mutter mit ihrem zehn Monate alten Baby mit Mikrozephalie: Die Zahl der Betroffenen ist mittlerweile deutlich gesunken.

Eine Mutter mit ihrem zehn Monate alten Baby mit Mikrozephalie: Die Zahl der Betroffenen ist mittlerweile deutlich gesunken.

© Diego Herculano / dpa

BRASILIA. Nach 18 Monaten hat Brasilien den nationalen Notstand wegen der Zika-Epidemie und der starken Zunahme von Schädelfehlbildungen bei Säuglingen für beendet erklärt. Wie das Gesundheitsministerium in Brasilia mitteilte, wurden von Januar bis Mitte April nur noch 7911 neue Zika-Infektionen gemeldet, die durch Stiche der Gelbfiebermücke Aedes Aegypti ausgelöst werden.

Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es über 170.000 Fälle – das bedeutet einen Rückgang um rund 95 Prozent. Auch die Zahl von Säuglingen mit durch eine Zika-Infektion der Mutter ausgelöster Mikrozephalie sei entsprechend auf ein Minimum gesunken.

Bilder aus Brasilien gingen um die Welt

Die Bilder der Kinder mit zu kleinen Köpfen, der verzweifelten Mütter und von Männern in gelben Schutzanzügen, die Olympia-Sportstätten in Rio mit Insektiziden moskitofrei spritzen, gingen um die Welt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern forderte gar die Absage von Olympia (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Viele Schwangere trauten sich wegen Zika kaum noch aus dem Haus, die Zahl der Abtreibungen war laut einer US-amerikanischen Studie sprunghaft angestiegen.

Nach Erkenntnissen der Forschung kann der starke Rückgang auch damit zusammenhängen, dass einmal Infizierte sich nicht erneut infizieren können. Insgesamt sollen sich in Brasilien über eine Million Menschen von 2015 bis 2016 mit Zika infiziert haben.

Nach Ausbruch der Zika-Epidemie in Brasilien und einer raschen Ausbreitung in ganz Amerika hatte die Weltgesundheitsorganisation im Februar 2016 einen globalen Notstand erklärt, der erst im November aufgehoben wurde, Frauen wurde zum Teil dazu geraten, auf geplante Schwangerschaften zu verzichten. Brasilien startete – unter Einsatz Zehntausender Soldaten – eine massive Kampagne zur Bekämpfung der Moskitos, zudem arbeiten Wissenschaftler an einem Zika-Impfstoff.

Doch nicht nur die Bilder aus Brasilien, auch das Virus selbst breitete sich von Afrika aus schnell auf der ganzen Welt aus. Neben Infektionen in den Nachbarländern Venezuela und Kolumbien wurde das Virus auch in Asien – etwa in Myanmar oder Vietnam – nachgewiesen.

Auch in Deutschland wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 200 Fälle registriert, fast alle waren Reiserückkehrer aus den Ausbruchsgebieten wie Mittel- und Südamerika.

Folge: Akute sensorische Neuropathie

Das Zika-Virus wurde erstmals vor etwa 70 Jahren in Rhesus-Affen im Zika-Wald in Uganda gefunden. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion unauffällig.

Aber neben der Gefahr bei Schwangeren, dass Säuglinge mit Mikrozephalie geboren werden, erkrankten Dutzende männliche Infizierte am Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Neben den nachgewiesenen Zusammenhängen sind viele Rätsel rund um Zika heute noch ungelöst.

Auch die Fälle des ebenfalls von Aedes-aegypti-Moskitos übertragenen Dengue-Fiebers gingen um rund 90 Prozent zurück. Sorgen bereitet in diesem Jahr vor allem ein Gelbfieber-Ausbruch mit über 200 Toten in Brasilien, Millionen Brasilianer ließen sich zuletzt dagegen impfen.

Mehrere Länder in Lateinamerika lassen Reisende aus Brasilien wegen des Ausbruchs ohne Nachweis einer Impfung nicht einreisen. (dpa/jk)

7911 neue Zika-Fälle hat es von Januar bis Mitte April in Brasilien gegeben. Im Vorjahreszeitraum waren es über 170.000 Fälle.

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