AOK Fehlzeiten-Report 2018

Wer seinen Beruf mag, ist seltener krank

Sinnstiftende Arbeit, angenehmes Arbeitsklima, loyale Chefs: Das Sinnerleben beeinflusst maßgeblich die Gesundheit von Arbeitnehmern, so der diesjährige AOK Fehlzeiten-Report. Bei Pflegern funktioniert das aber nicht so.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich und Helmut LaschetHelmut Laschet Veröffentlicht:
19,4 Tage fehlten AOK-versicherte Beschäftigte im Durchschnitt letztes Jahr am Arbeitsplatz

19,4 Tage fehlten AOK-versicherte Beschäftigte im Durchschnitt letztes Jahr am Arbeitsplatz

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BERLIN. Bewerten Arbeitnehmer ihren Job als sinnstiftend und fühlen sich am Arbeitsplatz wohl, fehlen sie an 9,4 Tagen im Betrieb – diejenigen Arbeiter, die das nicht tun, fehlen dem Unternehmen mehr als doppelt so lange (19,6 Fehltage). Das ist ein Ergebnis des AOK Fehlzeiten-Reports 2018: "Sinn erleben – Arbeit und Gesundheit". Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat 2030 Personen zwischen 16 und 65 Jahren repräsentativ befragt.

"Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen sowie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, sind Beschäftigten deutlich wichtiger als ein hohes Einkommen", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, in einer Mitteilung.

Auch eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen (97,9 Prozent), ein positives Betriebsklima (96,8 Prozent), die Loyalität des Unternehmens (96,8 Prozent) und ein gutes Verhältnis zum Chef (92,4 Prozent) seien für die Beschäftigten wichtig.

Wunsch und Wirklichkeit

So viel zum Wunsch: In der Realität empfinden knapp drei Viertel ein gutes Betriebsklima und etwas mehr als zwei von drei Arbeitnehmern fühlen eine Loyalität des Arbeitgebers ihnen gegenüber.

Empfinden Beschäftigte ihre Arbeit als sinnstiftend, berichten sie in der Befragung zudem deutlich seltener von psychischen oder somatischen Beschwerden. Beispiel Rücken- und Gelenkschmerzen: Nur knapp ein Drittel der Arbeitnehmer mit sinnstiftenden Jobs nannten solche Leiden – aber mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer, die keine Sinnstiftung in ihrem Beruf erkannten, berichteten dahingegen von Rücken- und Gelenkschmerzen.

"Wenn Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern und als Arbeitgeber attraktiv bleiben möchten, sollten sie gegenüber ihren Beschäftigten mehr Loyalität vermitteln und die vertrauensvolle Zusammenarbeit quer durch die Hierarchieebenen gezielt fördern", resümiert Helmut Schröder.

Krankenstand bleibt stabil

Die Kasse liefert in dem Bericht auch eigene statistische Angaben zum Vorjahr: Der Krankenstand bei den AOK-Versicherten verharrte 2017 bei 5,3 Prozent – wie bereits in den beiden Jahren zuvor (siehe nachfolgende Grafik).

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Somit fehlte ein AOK-versicherter Beschäftigter aufgrund einer ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Durchschnitt an 19,4 Tagen im Jahr am Arbeitsplatz. Pflegekräfte haben mit 6,8 Tagen im Mittel dahingegen einen deutlich höheren Krankenstand als der Durchschnitt.

Hier seien es offenbar vor allem intrinsische Arbeitswerte, also zum Beispiel hohe Belastung und problematisches Führungsverhalten, die den relativ hohen Krankenstand erklären.

Psychische Krankheiten steigen weiter an

Atemwegserkrankungen und muskuloskeletale Beschwerden waren die häufigsten Gründe für eine AU (49,9 Fälle beziehungsweise 34,1 Fälle je 100 AOK-Mitglieder). Die Anzahl der Fehltage durch psychische Erkrankungen steigt weiter an und erreichte letztes Jahr den Wert von 11,2 Fällen pro 100 Mitglieder.

Die AOK als Versorgerkasse sehe sich insgesamt in der Verantwortung zu einer gesünderen Arbeitswelt beizutragen. Aktuell sei ein Online-Programm speziell für Führungskräfte entwickelt worden, das Instrumente an die Hand gibt, um die Gesundheit von Mitarbeitern zu fördern.

Seit Sommer 2017 wird mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums an dem Pilotprojekt „Qualitätsorientierte Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Einrichtungen der Pflege“ (QualiPEP) gearbeitet. Dabei gehe es darum, binnen vier Jahren Qualitätskriterien für Angebote zur Gesundheitsförderung für Pflegekräfte und Pflegebedürftige zu entwickeln.

Es sei zielführend, so Litsch, dass mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz die Betriebliche Gesundheitsförderung in Heimen mit 70 Millionen Euro dotiert sei.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: AOK Fehlzeiten-Report: Geld macht nicht glücklich

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Kommentare
Anne C. Leber 20.09.201810:37 Uhr

Leserzuschrift von Sigrun Stoellger

Sie vermuten in Ihrem Artikel, dass das Klima in Arztpraxen offenbar dazu beitrage, dass es weniger AU Zeiten gäbe. Das finde ich sehr sportlich. Niedergelassene Ärzte sind selbstständig und wenn sie nicht arbeiten, verdienen sie auch kein Geld. In Mehrfachpraxen kann das noch aufgefangen werden von Kollegen, aber eben nicht in Einzelpraxen. Ebenso beim Personal, meist nicht gut besetzt und schlecht bezahlt, bleibt die Arbeit an den wenigen verbleibenden Kollegen hängen und da überlegt man sich doppelt, ob man hier eine AU anfordert.
Pflege und Krankenhausjobs sind sicherlich anstrengend. Keine Frage. Es gibt aber noch andere Faktoren, die da hinein spielen. Es ist etwas anderes, wenn eine enge persönliche Bindung und ein kleiner Personalpool besteht oder ein Schichtdienst mit wechselnden Kollegen. Da macht man sich eher weniger Gedanken, wer die Arbeit dann erledigt.
Gibt es auch Untersuchungen zu verbeamteten Staatsdienern und angestellten? Z.B. Lehrer?
Sigrun Stoellger

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