Robotik

OP-Roboterassistent erhält renommierten Preis

Die Mensch-Roboter-Kollaboration gilt als der große Zukunftstrend. Die Innovationskraft spiegelt sich nicht zuletzt in der Verleihung des international renommierten IERA-Award für einen Roboterassistenten wider.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Der LBR Med Roboterassistent des Anbieters Kuka kann Ärzte bei Eingriffen unterstützen – zum Beispiel bei Endoskopien oder Biopsien.

Der LBR Med Roboterassistent des Anbieters Kuka kann Ärzte bei Eingriffen unterstützen – zum Beispiel bei Endoskopien oder Biopsien.

© KUKA

MÜNCHEN. Der LBR Med Roboterassistent des deutschen Industrieroboterpioniers Kuka verdeutlicht exemplarisch, wie vielfältig solche Lösungen künftig in der medizinischen Versorgung flächendeckend eingesetzt werden könnten. Er unterstützt bei allerlei Aufgaben in der medizinischen Forschung und Praxis und arbeitet dabei in unmittelbarer Nähe zum Menschen.

In Laboren, Kliniken oder Operationssälen übernimmt der Leichtbauroboter je nach Werkzeug und Programm verschiedene Tätigkeiten – beispielsweise bei medizinischen Eingriffen, Behandlungen oder wissenschaftlichen Testverfahren.

Der LBR Med hat nun die Jury des Weltrobotikverbandes IFR (International Federation of Robotics) überzeugt. Er ist einer der drei diesjährigen Preisträger des "Award for Invention and Entrepreneurship in Robotics and Automation" (IERA), den die IFR jährlich zusammen mit der Robotics and Automation Society der internationalen Ingenieurvereinigung (IEEE-RAS) auslobt.

In der Robotikszene zählt der IERA-Award heute zu den wichtigsten Auszeichnungen weltweit. Im vergangenen Jahr reüssierte beim IERA-Award der Butler-Roboter "Relay" der US-Entwicklerfirma Savioke, der unter anderem in Kliniken eingesetzt werden kann.

Assistent lässt sich auch abweisen

Der LBR Med Roboterassistent ist, wie der IFR anlässlich der Preisverleihung in München betont, äußerst feinfühlig: Dank seiner Gelenkmoment-Sensoren taste er sich sensitiv an den Patienten heran, lasse sich vom Arzt oder Therapeuten sanft beiseiteschieben und weiche selbstständig vor ihm zurück, wenn dieser es wünscht und ihn berührt.

Umgekehrt sei er auch in der Lage, dem Arzt bei komplexen Bewegungsabläufen zu assistieren. Dank seiner speziellen Oberflächenbeschichtung erfülle er die höchsten Hygieneanforderungen, seine biokompatible Abdeckung sorge für eine absolut sterile Arbeitsfläche.

Die enge Kooperation von Forschung und Industrie ist für die Robotik-Branche von großer Bedeutung.

Junji Tsuda

Präsident der International Federation of Robotics

Wie der Anbieter Kuka versichert, erfüllt der LBR Med alle Anforderungen für eine sichere Mensch-Roboter-Kollaboration – und seine Aufgaben im klinischen OP-Bereich. Mit dem entsprechenden medizinischem Gerät und spezieller Software ausgestattet, könne der LBR Med beispielsweise bei Endoskopien oder Biopsien assistieren, zum Knochenlasern eingesetzt werden oder Pedikelschrauben anbringen.

Der LBR Med verfügt laut Anbieter über sieben Achsen, die Roboterkomponente lässt sich weltweit in Medizinprodukte integrieren und ist auf internationale Sicherheits- und Qualitätsnormen geprüft und zertifiziert. So verfüge LBR Med beispielsweise über biokompatible und korrosionsresistente Oberflächen und erfülle mit innen liegenden Anschlüssen die Hygiene-Standards in Praxen, Kliniken oder Operationssälen.

Wie der IFR in seinem aktuellen Positionspapier "Robots and the Workplace of the Future" postuliert, wird der technologische Wandel zu Produktivitätssteigerungen führen sowie zu neuen Arbeitsmodellen, die die Mensch-Maschine-Kollaboration fokussieren.

Roboterlösungen für das Gesundheitswesen spielten in diesem Zusammenhang, so die IFR-Prognose, zunehmend eine Rolle. Der Healthcare-Sektor sei neben der Produktion und Logistik der dritte zentrale Wirtschaftsbereich, in dem künftig die Mensch-Maschine-Kollaboration dominieren werde.

Nach dem Vorbild des Geckos

Mit auf dem IERA-Siegertreppchen standen dieses Jahr neben Kuka noch die Anbieter Perception Robotics aus den USA und Lely International aus den Niederlanden. Perception Robotics überzeugte die Jury mit seinem Gecko Gripper. Dessen Technologie orientiert sich laut IFR am Vorbild des Geckos, der an glatten Flächen emporklettern kann. Dabei nutze das Reptil physikalische Anziehungskräfte zwischen Fuß und Oberfläche – die Van-der-Waals-Kräfte.

Basierend auf Arbeiten des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA und der Standford University entwickelte Perception Robotics nach diesem Vorbild aus der Natur gemeinsam mit NASA-JPL eine Greiflösung für das produzierende Gewerbe. Im Kontakt mit glatten und rauen Materialien entfalten demnach Millionen winzige Stiele am Roboterarm eine hohe Haftwirkung, mit der sich beispielsweise Blech- oder Glasstücke bewegen lassen.

Der Gecko-Greifarm sei 2017 in der Blechverarbeitung zum Einsatz gekommen – in der Herstellung von Solarpanelen sehe Perception Robotics einen wichtigen zukünftigen Markt.

Bei der prämierten Lösung Discovery 120 Collector von Lely handelt es sich um einen Stallreinigungsroboter, der in der EU und in den USA bereits im Einsatz ist. Dieser fährt laut IFR auf einer programmierten Route durch den Kuhstall und wird auf seinem Weg von eingebauten Sensoren gesteuert. Dabei sauge der Roboter auf festen Laufgängen den Kuhmist auf.

An der Vorder- und Rückseite könne das Gerät zur Verdünnung und Reinigung zusätzlich Wasser versprühen. Die Vakuumpumpe im Inneren sauge die Gülle in das Gerät – sei der Tank voll, fahre der Discovery zur Abladestation. Hier entleere der Reinigungsroboter den Tank und fülle den Wasservorrat auf, bevor er zur Ladestation zurückkehre.

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