Fehler vermeiden

Erfolgsstrategien für ein sicheres Krankenhaus

Reden, Hände waschen, sauberes Infusionsbesteck: Was im Klinikalltag selbstverständlich sein sollte, birgt manche Tücken.

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BERLIN. Fehler im Krankenhaus werden sich nie völlig vermeiden lassen, aber mit innovativen Maßnahmen doch deutlich eindämmen, wie mehrere Referenten beim Forum "Patient safety first – mit intelligenten Strategien zum Behandlungserfolg" beim Hauptstadtkongress ausführten.

Das könne schon mit einer verbesserten Gesprächskultur beginnen, sagte Professor Alexander Redlich von der Universität Hamburg in seinem Vortrag "Klare Kommunikation im Krankenhausalltag".

Unzureichender Informationsaustausch, geringschätzige Äußerungen sowie die Missachtung von Regeln, Absprachen und Anweisungen entwickelten eine konfliktverschärfende Dynamik, die sich negativ auf alle Prozesse auswirke.

Oft fehlt es nicht an der Motivation

An der Leipziger Uniklinik will Professorin Iris Chaberny eine "Krankenhaushygiene jenseits alter Gewohnheiten" durchsetzen und hat dabei vor allem die Händedesinfektion im Visier.

Nachdem sie die "Aktion Saubere Hände" am Universitätsklinikum eingeführt hatte, nahm die Desinfektionsdisziplin in den folgenden Jahren zunächst bei Ärzten wie Pflegepersonal deutlich zu – um dann wieder nachzulassen.

Mit einer Psychologin hat sie daraufhin die Verhaltensmuster erforscht. Dabei stellte sich heraus, dass beide Berufsgruppen durchaus ein Bewusstsein für Handhygiene hätten. Die Pflegekräfte zeigten sich von der Effektivität der Maßnahme überzeugter, die Ärzteschaft habe einen verstärkten Bedarf an Evidenzvermittlung.

Es handele sich bei beiden Gruppen weniger um ein Motivationsproblem, sondern um ein Umsetzungs- und Verhaltensproblem, lautet Chabernys Fazit. Dem sei leichter beizukommen, als wenn die grundsätzliche Motivation fehle. Sie schlägt deshalb vor, ganze Teams in der Handhygiene auszubilden, dies erleichtere die gemeinsame Verhaltensoptimierung.

Infusionsmanagement wichtig

Dr. Michael Sasse von der Medizinischen Hochschule Hannover warb eindringlich für ein Infusionsmanagement. 70 Prozent der Patienten im Krankenhaus erhielten heute eine Infusionstherapie, auf Intensivstationen und bei Operationen 100 Prozent.

Infusionen und die Verabreichung von Medikamenten hätten jedoch eine hohe Fehlerrate: 53 Prozent der gemeldeten Vorfälle auf Intensivstationen lägen im Bereich des Infusionsmanagements, zitierte Sasse aus einer Studie.

Für seine Kinderintensivstation bedeute dies theoretisch zwei lebensbedrohliche Zwischenfälle pro Woche. Sasse hat deshalb auf seiner Station ein Filtersystem implementiert, denn die Bestandteile des Infusionssystems sondern seinen Erkenntnissen zufolge ständig Partikel ab: Herstellungsstaub, Abrieb von Konnektionen und Hahnenbänken.

Aber auch winzige Glasstückchen zählte er auf, die beim Aufbrechen der Ampullen in die Lösung fielen. Alles Fremdkörper, die im Körper des Patienten Entzündungen und Fieber auslösen können.

Seit Installation und regelmäßigem Wechsel der In-Line-Filter habe er weniger Entzündungen und weniger Fieberfälle bei seinen Patienten zu verzeichnen. Beatmungsdauer wie auch Liegezeiten hätten sich reduziert. (bar)

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