Junge Onkologie
Karriere made by Deutsche Krebshilfe
Das hohe Niveau der deutschen Krebsmedizin ist kaum denkbar ohne die Unterstützung der Deutschen Krebshilfe. Und beim Krebskongress kündigt sie an, die Förderung des klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses noch auszubauen.
Veröffentlicht:Berlin. Vom Praktikum bis zur Professur gehen inzwischen die Unterstützungsmöglichkeiten für Interessierte, die ihre Zukunft in der klinischen Forschung sehen. Neu wurden in das „Career Development Program“ der Deutschen Krebshilfe Stipendien für zweiwöchige bis viermonatige nationale oder internationale Forschungsaufenthalte für den wissenschaftlichen Nachwuchs aufgenommen.
Das „Short Term Fellowship“-Programm gewährt einen Zuschuss zu Reise-, Unterkunft- und Verpflegungskosten im Rahmen von Praktika oder der aktiven Teilnahme an Workshops oder wissenschaftlichen Kursen, berichtete Dr. Lars Böckel von der Deutschen Krebshilfe in Bonn anlässlich des DKK 2022.
Ziel ist der Ausbau von Kontakten, der Wissensaustausch und das Erlernen von bestimmten Techniken.
Mildred-Scheel-Doktorandenprogramm
Studierende der Humanmedizin können schon länger gemeinsam mit dem Betreuer der Doktorarbeit eine Förderung für ihre Promotion für zwölf Monate beantragen. Die Bewilligungsrate liege bei 75–59%, sagte Böckel und betonte: „Wenn Sie einen guten Antrag einreichen, ist die Wahrscheinlichkeit für die Bewilligung sehr hoch!“
Gefordert ist eine ununterbrochene Labortätigkeit von acht bis zwölf Monaten, entsprechend ein bis zwei Freisemestern. Pro Fördermonat erhält der Stipendiat 1000 Euro und zusätzlich Mittel für Verbrauchsmaterialien.
Letzteres weiß Verena Turco, die am Deutschen Krebsforschungszentrum in der Arbeitsgruppe von Professor Michael Platten promoviert, besonders zu schätzen. Es geht aber nicht nur um Geld, stellte sie klar: Besonders wichtig sei das wissenschaftliche Feedback, das man im Rahmen der Förderung erhalte – vor Beginn der Arbeit, während gemeinsamer Veranstaltung mit anderen Stipendiaten oder zum Abschlussbericht.
Für sie sei das der ideale Einstieg als klinische Wissenschaftlerin, sagte Verena Turco. In ihrer Promotionsarbeit etablierte sie gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe eine Bibliothek von T-Zell-Rezeptoren tumorreaktiver T-Zellen beim Gliom, die genutzt werden soll, um eine adoptive T-Zelltherapie für diese Krebserkrankung zu entwickeln.
Mildred-Scheel-Postdoktorandenprogramm
Nach der Promotion unterstützt die Deutsche Krebshilfe bereits seit 1976 Postdoktoranden – sowohl aus der Medizin als auch aus den Naturwissenschaften – über zwei Jahre bei einem Forschungsaufenthalt im Ausland. Neu ist die Option, das Forschungsprojekt auch in Deutschland durchzuführen. Erwartet wird aber ein Ortswechsel.
Grund für diese Forderung sei die Entwicklung der wissenschaftlichen Eigenständigkeit, erläuterte Böckel. Die Kosten für Verbrauchsmaterialien und die Anschlussfinanzierung sollten vom Gastlabor übernommen werden.
Dr. Anjali Cremer, heute Oberärztin an der Abteilung für Hämatologie und Onkologie der Uniklinik in Frankfurt am Main, wurde durch das Mildred-Scheel-Postdoktorandenprogramm bei ihren wissenschaftlichen Forschungen am Dana Faber Cancer Institute in Boston unterstützt. Das sei eine einmalige Möglichkeit gewesen, sich als unabhängige Wissenschaftlerin persönlich entwickeln zu können, meinte sie.
Die fast grenzenlosen Forschungsmöglichkeiten hinsichtlich Methodik, Kollaboration und Finanzen, die einmalige Möglichkeit, mit Top-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten und die eigenen Arbeiten immer wieder mit einem kritischen Publikum diskutieren zu können, seien für sie enorm wichtig gewesen. Sie untersuchte in Boston potenzielle Resistenzmechanismen bei den zu diesem Zeitpunkt erstmals in Phase-1-Studien geprüften SYK-Inhibitoren zur Therapie bei akuter myeloischer Leukämie (AML).
Mit Exzellenzprogrammen zur eigenen Arbeitsgruppe und zur Professur
Den Aufbau der ersten eigenen Arbeitsgruppe unterstützt das Max-Eder-Nachwuchsgruppenprogramm der Deutschen Krebshilfe über vier Jahre mit 800.000 Euro. Es gibt eine Option der Verlängerung um drei weitere Jahre mit einem Budget von bis zu 600.000 Euro zusätzlich.
Gefördert wird eine patientennahe oder translationale Forschung. Professor Philipp J. Jost von der Medizinischen Universität Graz konnte so seinerzeit an der Technische Universität München Zusammenhänge zwischen Apoptose, Inflammation und onkogenen Signalen bei der AML untersuchen. Inzwischen hat er diese Erkenntnisse auf solide Tumoren übertragen können und beschäftigt sich mit seiner heutigen Arbeitsgruppe mit denselben Mechanismen beim Lungenkrebs.
Förderung beruht auf Spendengeldern
Die Mildred-Scheel-Professur ist eine personengebundene Stiftungsprofessur mit einem Budget von einer Million Euro über fünf Jahre, wobei von der aufnehmenden Institution eine weitere Unterstützung in Höhe von 500.000 Euro gefordert wird.
Professor Tom Lüdde, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Universitätsklinik Düsseldorf sagte, er habe den Titel der Mildred-Scheel-Professur mit besonderem Stolz geführt und sei traurig, dass das inzwischen vorbei sei.
Er beschäftigte sich im Rahmen der Stiftungsprofessur mit der Prädiktion der Transition von der nichtalkoholischen Fettleber zum Leberkrebs. „Ich wollte den Patientinnen und Patienten auch etwas zurückgeben“, berichtete er.
Die Förderung der Deutschen Krebshilfe beruht ja auf Spendengeldern, das empfand er als eine besondere Verpflichtung. Er entwickelte den FIB-4-Score, mit dem schon Hausärztinnen oder Hausärzte herausfinden können, ob bei Vorliegen einer Fettleber ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Leberkarzinoms besteht.