Kommentar – KBV
Mit Teamplay zurück auf die politische Bühne
Von einem gelungenen Turnaround bei der KBV zu sprechen, ist heute gewiss noch verfrüht – aber eines ist sicher: Das neue, seit elf Wochen amtierende Führungstrio Gassen – Hofmeister – Kriedel hat die Reset-Taste gedrückt. Das wurde am Montag bei der ersten programmatischen KBV-Vertreterversammlung sichtbar.
Dieses Trio koordiniert sich und kooperiert. Das war bis zum Ende der vergangenen Legislaturperiode grundlegend anders. Im günstigsten Fall waren die beiden KBV-Vorstände bemüht, sich nicht ins Gehege zu kommen. Ihre jeweiligen Tätigkeitsberichte wiesen so gut wie keine Interdependenzen und Zusammenhänge auf – strikte sektorale Trennung der Ressorts.
Das hat sich grundlegend geändert. Hier hat das Führungstrio in aufeinander abgestimmten Statements eine KBV-Programmatik aus einem Guss geliefert und seine Fähigkeit zum Teamplay unter Beweis gestellt.
Diese Neubesinnung war dringend erforderlich. In zurückliegenden Legislaturperioden hatte sich die KBV nicht nur unerfreuliche, rechtlich fragwürdige Eskapaden, sondern auch einen lähmenden internen Dauerstreit geleistet, der sie bis an den Rand der Handlungsunfähigkeit geführt hatte. Nun zeigt sich, dass aus einer getriebenen KBV wieder eine treibende Kraft werden könnte, die rechtzeitig vor der Bundestagswahl und vor dem Start in eine neue Legislaturperiode ein konkretes zukunftsträchtiges Programm für die Weiterentwicklung der Versorgung vorlegt.
Der Reform- und Handlungsdruck ist groß: In einer alternden Gesellschaft wächst der Bedarf an Medizin, aber vor allem die personellen Kapazitäten wachsen nicht weiter. Gesucht wird eine passgenaue, besser gezielte und gesteuerte Inanspruchnahme knapper Ressourcen. Das ist nötig vor allem in der Notfallversorgung und an den Schnittstellen von ambulanter und stationärer Versorgung. Von großem Wert ist es, dass die Klinikärzte des Marburger Bundes mit der KBV zu einer gemeinsamen Reformstrategie finden wollen. Das ist eine bessere Antwort als der Ruf der Deutschen Krankenhausgesellschaft, überkommene Strukturen und ihre Verkrustungen mit noch mehr Geld zu verkleistern. Die KBV ist gut aus den Startlöchern gekommen – jetzt ist langer Atem gefragt.
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