125. Deutscher Ärztetag

Reinhardt warnt vor Personalkollaps im Gesundheitswesen

Fehlende Kranken- und Altenpfleger, zu wenig Studienplätze für Medizin: BÄK-Chef Klaus Reinhardt fordert zum Auftakt des 125. Deutschen Ärztetags von der Politik rasch Strategien gegen den Fachkräftemangel.

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BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt am Montagmorgen bei der Eröffnung des 125. Deutschen Ärztetages in Berlin.

BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt am Montagmorgen bei der Eröffnung des 125. Deutschen Ärztetages in Berlin.

© Thomas Hommel

Berlin. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat größere Anstrengungen im Kampf gegen den fortschreitenden Fachkräftemangel in Gesundheitseinrichtungen gefordert. „Wenn hier nicht bald etwas passiert, droht der Kollaps des Systems“, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt zur Eröffnung des 125. Deutschen Ärztetages am Montag in Berlin.

Die Personalsituationen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie bei Pflegediensten verschlechtere sich zusehends, warnte Reinhardt. Für Praxen und den ärztlichen Dienst in Kliniken zeigten die Kennzahlen ebenfalls massive Personalengpässe an. „Sie sind heute schon spürbar und werden sich in den nächsten Jahren dramatisch.“

Kurzfristig mindestens 5000 Studienplätze mehr

Mangelndes Interesse junger Menschen am Arztberuf sei nicht das Problem, betonte Reinhardt. Jedes Jahr kämen auf rund 11.000 freie Studienplätze mehr als 60.000 Bewerberinnen und Bewerber. Es fehle aber an genügend Studienplätzen in der Humanmedizin. Bundesweit brauche es mindestens 3000 bis 5000 Studienplätzen mehr, „dann wären wir etwa da, wo wir im Jahr der Wiedervereinigung waren“.

Eine stärkere Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegekräften sowie neue Pflege-Qualifikationen seien sicherlich sinnvoll, um eine „Patientenversorgung im Team“ vorzuhalten, ging Reinhardt auf aktuelle Forderungen von Pflegeverbänden und Krankenkassen ein. „Das Problem des Mangels an Ärztinnen und Ärzten löst das aber in keinem Falle“, betonte Reinhardt.

Mehr Ärzte aus dem Ausland keine Lösung

Keine Lösung sei auch, weiter „in großem Stil“ Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, sagte Reinhardt. Dieser „Brain drain“ sei unter globalen Gesichtspunkten nicht gerecht. „Wir müssen die Menschen in unserem Land – auch die zugewanderten – qualifizieren und den damit verbundenen Aufwand selbst tragen“, forderte Reinhardt. Das gelte für Ärzte wie Pflegeberufe.

Der 125. Deutsche Ärztetag findet noch bis Dienstag statt. Die Delegierten kommen erstmals in der Pandemie in Präsenz zusammen. Im Frühjahr hatte die BÄK die Veranstaltung digital abgehalten, 2020 war der Ärztetag coronabedingt komplett abgesagt worden. (hom)

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