Kommentar – Debatte um ausländische Ärzte
Streng und fair zugleich
Mangel an Kontroversen? Nicht auf dem 121. Deutschen Ärztetag! Der Umgang mit den Qualifikationen ausländischer Ärzte, die hier arbeiten wollen, bereitet Kammerchefs und Delegierten Kopfzerbrechen. Gleich am ersten Tag beharkten sich BÄK-Chef Professor Frank Ulrich Montgomery und MB-Chef Rudolf Henke auf offener Bühne über diese Frage.
Dass das bisher praktizierte Prüfungsverfahren, mit dem Mediziner aus Nicht-EU-Ländern die Gleichwertigkeit ihrer Ausbildung nachweisen sollen, Lücken hat, bestreitet kaum jemand. Redner berichteten von teils haarsträubenden Missverständnissen im Arbeitsalltag in Kliniken, die häufig auf sprachliche oder fachliche Defizite ihrer ausländischen Kollegen zurückgehen.
Jetzt will offenbar eine Mehrheit der Kammerchefs die Reißleine ziehen – sie fordern für alle ausländischen Ärzte aus Staaten jenseits der EU eine Prüfung analog dem zweiten und dritten Staatsexamen. Das sei "transparent und gerecht".
Das wirft ungerechtfertigt einen Generalverdacht auf alle ausländischen Kollegen, monieren dagegen Delegierte wie Henke. Sie verweisen darauf, dass ohne die fast 50.000 Ärzte aus dem Ausland die Versorgung in Kliniken kollabieren würde. Der Deutsche Ärztetag muss nun einen Königsweg finden – und der muss Patientenschutz und praktikable Prüfungen ermöglichen.
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