Ausländische Ärzte

Härterer Kurs bei der Kenntnisprüfung

Berichte über Sprach- und Kenntnisdefizite bei ausländischen Ärzten mehren sich. Der Ärztetag wägt die Alternativen: Die Kollegen werden in Kliniken dringend gebraucht – aber um welchen Preis?

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Plädierten für einen strikteren Kurs bei der Prüfung der Qualifikationen ausländischer Ärzte – das sei die Basis für eine "gelingende Integration": BÄK-Chef Professor Frank Ulrich Montgomery (l.), Vorstandsmitglieder Dr. Max Kaplan (m.) und Dr. Martina Wenker (r.).

Plädierten für einen strikteren Kurs bei der Prüfung der Qualifikationen ausländischer Ärzte – das sei die Basis für eine "gelingende Integration": BÄK-Chef Professor Frank Ulrich Montgomery (l.), Vorstandsmitglieder Dr. Max Kaplan (m.) und Dr. Martina Wenker (r.).

© ill (M)

ERFURT. Die Zahl ausländischer Ärzte in Deutschland steigt und steigt. Mehr als 4000 Mediziner sind im vergangenen Jahr neu nach Deutschland gekommen. Aktuell arbeiten über 50.000 Ärzte mit ausländischen Wurzeln in Deutschland – rund die Hälfte von ihnen stammt aus Ländern der Europäischen Union.

Das generiert neue Probleme – in hiesigen Kliniken und in den Herkunftsländern. "Es kann kein Ausweg sein, jetzt zunehmend Ärzte aus dem Ausland, vor allem aus Drittstaaten außerhalb der EU zu holen", sagte Ärzte-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery bei der Eröffnung des Ärztetags.

Er verwies darauf, dass 75 Prozent aller Berufserlaubnisse und Approbationen allein auf der Grundlage der vorgelegten Zeugnisse und einer kurzen Kenntnisprüfung erfolgen würden. "Da beschleichen uns schon Zweifel", so Montgomery. "Wir sind nicht die Lieferanten für billige Ärzte für Krankenhauskonzerne", sagte der BÄK-Chef. Das schlägt sich in einem Antrag des Vorstands nieder: Oft lasse sich die Echtheit der vorgelegten Dokumente "nicht abschließend bestimmen". Weiter heißt es: Häufig würden ausländische Ärzte bei Nachforderungen wegen festgestellter Defizite "passgenaue Nachweise präsentieren". Der Patientenschutz könne daher nur gewährleistet werden, wenn alle Bewerber eine Prüfung analog dem zweiten und dritten Staatsexamen ablegen. Das gilt freilich nur für Ärzte aus Drittstaaten jenseits der EU. Diplome von Medizinern aus der EU müssen die Approbationsbehörden als gleichwertig anerkennen.

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Keine Diskriminierung!

In einem ungewöhnlich offenen Dissens widersprach Nordrheins Kammerchef Rudolf Henke dem Vorstandsantrag. Die Kammern hätten "die verdammte Pflicht, sich schützend vor die ausländischen Kollegen zu stellen, bis Vorwürfe konkretisiert sind". Montgomery betonte indes ausdrücklich, der Antrag des Vorstands verfolge "keinen diskriminierenden Charakter".

Die Ärztetags-Delegierten zeigten sich hin und her gerissen. Man brauche die ausländischen Kollegen, beschwor ein Redner. Ohne sie würden in vielen internistischen Abteilungen das Licht ausgehen. Andere Delegierte widersprachen: Man dürfe den Bewerbern "keinen Persilschein ausstellen". Anekdotisch wurde berichtet, die nötigen Zeugnisse ließen sich "in arabischen Ländern" für einige hundert US-Dollar kaufen. Dr. Klaus Reinhardt, Kammervize in Westfalen-Lippe, formulierte es schärfer. Der Ärztetag dürfe nicht an "politischer Korrektheit ersticken" – der Patientenschutz müsse an erster Stelle stehen.

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Redner berichteten von einem "Approbationstourismus" von Bewerbern, die bei der Kenntnisprüfung zweimal durchgefallen sind und ihr Glück in einem anderen Bundesland versuchen. Um dies zu unterbinden, forderten Delegierte die Bundesärztekammer auf, einen Datenaustausch zwischen den Approbationsbehörden der Länder zu unterstützen.

Auch die Reform der Notfallversorgung nahm breiten Raum in der Debatte ein. Der BÄK-Vorstand sieht bei einer Neuordnung die Chance, "Strukturen für eine moderne sektorenübergreifende Versorgung zu schaffen". Baden-Württembergs KV-Chef Dr. Norbert Metke warb dafür, im Bedarfsfall Portalpraxen zu etablieren. "Wir haben den Sicherstellungsauftrag!", erinnerte Metke.

GBA-Beschluss aussetzen!

Andere Delegierte sprachen sich für einen Selbstbehalt von 20 Euro für Patienten in Notfallpraxen aus, wenn es nicht zu einer stationären Aufnahme kommt. Harsche Kritik erntete der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses zu einem gestuften System von Notfallstrukturen. Der GBA habe die komplexen Schnittstellen und regionalen Besonderheiten nicht berücksichtigt. Gefordert wird, den Beschluss auszusetzen und dann aus einer sektorenübergreifenden Perspektive neu zu beraten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Streng und fair zugleich

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