Wege aus der Mittelknappheit
Wie gelangen trotz knapper Mittel Innovationen zum Patienten? Ist die Priorisierung von Leistungen ein Weg? Das Thema wurde auch in Wiesbaden diskutiert.
Von Hauke Gerlof

Professor Jörg-Dietrich Hoppe: "In unserer Klinik wären wir ohne selbstzahlende Patienten pleite." © sbra
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Beim Anstoß der Debatte um die Priorisierung von Leistungen in der GKV angesichts knapper Mittel sei es der Bundesärztekammer nicht um eine "Sicherung der Arzteinkommen" gegangen. Das hat Professor Jörg D. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer beim BÄK-Symposium während des Internistenkongresses gesagt. Immerhin sei es bedenkenswert, so Hoppe weiter, dass nur 6,45 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Kassenleistungen ausgegeben werden. "Das geht nur durch Honorare, die allenfalls kostendeckend sind." Die Gesundheitseinrichtungen könnten das häufig nur noch über Einnahmen aus der Privatmedizin ausgleichen. "In unserer Klinik wären wir ohne selbst zahlende Patienten pleite", erläuterte der BÄK-Präsident. Gleichzeitig komme es zu heimlicher Rationierung. Eine ausdrückliche Priorisierung sei ehrlicher und führe zu mehr Verteilungsgerechtigkeit.
"Ich glaube, es war sehr hilfreich, die Debatte zu beginnen", stellte Dr. Stefan Lange, stellvertretender Leiter des IQWiG, beim Symposium fest. "Wir fragen zu oft, was neu ist, dabei kommt es darauf an, was gut ist", so Lange. Dann sei die Frage: "Was sind wir bereit, für einen marginalen Zusatznutzen zu bezahlen" - etwa für eine Therapie, die das Leben um sechs Wochen verlängern könne. Die Liste an echten Innovationen aus den vergangenen Jahren sei "sehr überschaubar", ergänzte Professor Norbert Schmacke von der Universität Bremen.
Alle Beteiligten am Symposium betonten, dass Voraussetzung für Entscheidungen über den Preis von Innovationen eine gute Datenlage aus der Versorgungsforschung sei. "Wir haben die klinische Forschung zu lange der Pharmaindustrie überlassen, das müssen wir ändern", sagte Lange.