Nocebo-Effekt mit im Spiel

Weniger Post-/Long-COVID als befürchtet

Auf den deutschen Intensiv- und Normalstationen gibt es immer weniger Corona-Patienten. Und die Zahl der von Post-/Long-COVID-Betroffenen ist vermutlich geringer als befürchtet, berichten Pneumologen.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Post-/Long-COVID: Wie viele Menschen im Zuge der Delta- und der Omikron-Welle tatsächlich betroffen sein werden, ist gegenwärtig noch nicht abzusehen.

Post-/Long-COVID: Wie viele Menschen im Zuge der Delta- und der Omikron-Welle tatsächlich betroffen sein werden, ist gegenwärtig noch nicht abzusehen.

© MohamadFaizal / stock.adobe.com

Leipzig. Gegenwärtig werden etwa 770 Patienten mit COVID-19 auf deutschen Intensivstationen behandelt. „Das ist die geringste Zahl seit über einem halben Jahr“, erklärte Professor Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Präsident des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Leipzig.

Weniger als vier Prozent der Intensivbetten in Deutschland sind nach seinen Angaben derzeit mit COVID-19-Patienten belegt (siehe nachfolgende Grafik).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Auch die Zahl infizierter Pflegekräfte sowie von Ärztinnen und Ärzten sei seit Wochen kontinuierlich rückläufig. Entscheidender Grund dafür sei der Impffortschritt, betonte Kluge bei einer Vorab-Pressekonferenz zum DGP- Kongress. Er bezeichnete Impfungen als eine der größten medizinischen Innovationen der vergangenen 50 Jahre. Die DGP unterstützt ausdrücklich die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkomission (STIKO).

Lesen sie auch

Etwa 5 Prozent der Patienten suchen ärztliche Hilfe

Die Zahl der tatsächlich an einem Post/Long-COVID-Syndrom Erkrankten ist womöglich deutlich geringer als vermutet. Darauf wies Dr. Christian Gogoll von der Evangelischen Lungenklinik Berlin und Koautor der S1-Leitlinie „Post-COVID/Long-COVID“ hin.

Von einem Post-COVID-Syndrom wird laut WHO dann gesprochen, wenn drei Monate nach überstandener Erkrankung Beschwerden auftreten und sich keine andere Erklärung für die Symptomatik finden lässt.

Gab es Ende 2020 Vermutungen, dass 60 bis 70 Prozent der akut Erkrankten langandauernde Beschwerden haben könnten, geht man auf Grundlage von Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) von etwa 5 Prozent der Patienten aus, die so stark beeinträchtigt sind, dass sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Lesen sie auch

Wie viele Menschen im Zuge der Delta- und der Omikron-Welle tatsächlich betroffen sein werden, sei gegenwärtig noch nicht abzusehen, erklärte Gogoll. „Ich habe den Eindruck, dass mehr Long- als Post-COVID-Beschwerden auftreten.“ Dazu gehören etwa Denk- und Konzentrationsstörungen.

Die häufig berichteten andauernden Beschwerden seien offenbar teilweise auf einen Nocebo-Effekt zurückzuführen, sagte Gogoll. Patienten hätten sowohl in der Akutsituation als auch im weiteren Verlauf Angst vor schwerer Erkrankung, was sich auf die Selbsteinschätzung der Patienten auswirke.

Andererseits seien die KBV-Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren, weil diese lediglich jene Patienten wiedergeben, die tatsächlich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen haben.

Post-/Long-COVID-Leitlinie wird aktualisiert

Gogoll kündigte für die kommenden Wochen eine Aktualisierung der Post-/Long-COVID-Leitlinie an, für die es auch eine Patientenversion gibt. Eingearbeitet werden gegenwärtig aktuelle Studien zu medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Die gute Nachsorge nach überstandener Erkrankung sowie die möglichst gezielte Rehabilitation sei von großer Bedeutung, so der Pneumologe.

Dabei sollte auf die gezielte Auswahl der Rehabilitationseinrichtung gemäß der individuellen Symptomatik geachtet werden. Es reiche nicht, wenn Zuweiser lediglich vermerkten, dass es um eine überstandene COVID-Erkrankung geht, sondern es müsse das konkrete Beschwerdebild benannt werden, zum Beispiel ob neuropsychiatrische Störungen bestehen, Dekonditionierungsprobleme oder Beschwerden nach Intensivbehandlung vorliegen.

Lesen sie auch
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats

© Springer Medizin Verlag GmbH (modifiziert nach [6]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate in der Therapie des nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Schild mit der Aufschrift „Praxis ist geöffnet“ hängt an der Eingangstür einer Arztpraxis in Berlin. Doch wer darf mit Termin eintreten? (Archivbild)

© Peter Kneffel / dpa

Debatte um Arzttermine

Lauterbach beklagt „Diskriminierung“ gesetzlich Versicherter

Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025