Asthma & Co.
Allergieschutz Bauernhof?
Ein Leben auf dem Bauernhof scheint Allergien und Asthma zu verhindern. Sogar das Betten von Säuglingen auf ein Tierfell könnte als Schutz dienen, wie Ergebnisse einer europäischen Studie zeigen.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Mit der Hygienehypothese fing die Diskussion bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. Die zunehmend keimfreiere Umgebung, in der Kleinkinder in der modernen Gesellschaft aufwachsen, könnte der Grund für die Zunahme der Allergie- und Asthmaprävalenz und die deutlich höheren Erkrankungszahlen in Industrienationen im Vergleich zu Entwicklungsländern sein.
Beweisen lässt sich der Zusammenhang nur schwierig, aber die Evidenzen aus epidemiologischen Studien mehren sich stetig.
In einer europäischen Studie in 15 Ländern bei rund 10.000 Erwachsenen im Alter von 26 bis 54 Jahren wurden die Häufigkeit von allergischer Rhinitis, Asthma, bronchialer Hyperreagibilität (BHR) sowie die Lungenfunktion mit der Wohnsituation der Studienteilnehmer in den ersten fünf Lebensjahren abgeglichen.
Im Vergleich zu Personen, die in der Stadt groß geworden waren, hatten Personen mit einer Kindheit auf dem Bauernhof ein um fast 60 Prozent verringertes Risiko einer Atopie. Bei Personen mit allergischer Sensibilisierung war außerdem das Risiko für Rhinitis, Asthma und BHR verringert.
Bei Frauen, die auf der Farm groß geworden waren, wurde auch eine bessere Lungenfunktion dokumentiert. Der FEV1-Wert war um 114 ml höher als bei in der Stadt aufgewachsenen Frauen.
LISAplus-Studie
Eine Allergie- und Asthmaprävention scheint nach Daten der LISAplus-Studie bei 2411 Kindern aus München und Leipzig sogar durch das Betten von Säuglingen auf ein Tierfell möglich zu sein. Schaffelle waren in Deutschland in den 90er Jahren sehr beliebt, sagte Dr. Christina Tischer aus München beim ERS-Kongress 2014 in München.
55 Prozent der Eltern gaben an, dass sie ihr Kind in den ersten drei Monaten zum Schlafen auf ein Tierfell gelegt hätten. Bei diesen Kindern war bis zum Alter von sechs Jahren das Risiko für Asthma um 44 Prozent verringert.
Besonders deutlich war der protektive Effekt bei Eltern mit Allergien. Vermutet wird, dass die Schutzwirkung über die Exposition des Säuglings mit Mikroben im Tierfell vermittelt wird, so Tischer. Messdaten liegen dazu aber nicht vor.
Vermieden werden sollten hingegen - nach einer weiteren Auswertung der LISAplus-Daten - in den Schlafzimmern von Kindern Feuchtigkeit und Schimmel. 13 Prozent der Befragten berichteten über solche Probleme. Das Risiko für Schlafprobleme war bei ihren Kindern mehr als zweifach erhöht.