Ältere COPD-Patienten
Bei Opioiden ist Vorsicht geboten
Ältere COPD-Patienten, die Opioide einnehmen, mussten in einer kanadischen Studie öfter wegen ihrer COPD oder einer Pneumonie eine Notfallambulanz aufsuchen.
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Opioidpräparate können bei älteren COPD-Patienten das Risiko für Komplikationen erhöhen.
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TORONTO. Patienten mit COPD, die Opioide neu verordnet bekommen, müssen mit schwerwiegenden Nebenwirkungen rechnen. Das gilt besonders, wenn sie stark wirkende Präparate einnehmen sollen.
In eine retrospektive, populationsbasierte kanadische Studie zur Neuverordnung von Opioiden bei gleichzeitig bestehender COPD sind Daten von mehr als 130.000 ambulanten Patienten im Alter ab 66 Jahren eingeflossen (Eur Respir J 2016, online 14 Juli).
Gut zwei Drittel bekamen Schmerzmittel auf Opioidbasis verordnet, die übrigen dienten als Kontrollgruppe. Um statistische Verzerrungen zu vermeiden, wurden die Berechnungen im Zuge einer Propensitätsanalyse nach Merkmalen wie etwa Schwere der COPD, Begleitkrankheiten und Inanspruchnahme von Versorgungsressourcen abgeglichen, die je nach Ausprägung eine Opioidverordnung wahrscheinlicher oder weniger wahrscheinlich machen.
Die ersten 30 Tage sind kritisch
Als kritisch galten die ersten 30 Tage nach der Verordnung, weil man damit rechnete, dass sich allfällige Opioid-assoziierte Nebenwirkungen rasch einstellen würden. Allgemein mussten ältere COPD-Patienten unter Opioiden in den 30 Tagen nach der Opioidverordnung (Indexdatum) öfter wegen ihrer COPD oder einer Pneumonie eine Notfallambulanz aufsuchen als die Kontrollpatienten.
Die Häufigkeit war um 14 Prozent erhöht (Hazard Ratio [HR] 1,14). Die Gesamtmortalität war um 76 Prozent, die auf COPD beziehungsweise Pneumonie bezogene Mortalität um 116 Prozent gesteigert (HR 1,76 respektive 2,16). Exazerbationen, gemessen an der Notwendigkeit zusätzlicher Kortikoid- oder Antibiotikaverordnungen, gingen um 12 Prozent zurück (HR 0,88).
Risiko hängt von Substanz ab
Das Bild der Folgen einer neu begonnenen Opioidtherapie hing aber auch von den verordneten Substanzen ab. Speziell reine Opioidpräparate - die allgemein auch stärker wirken - erhöhten das Risiko für Exazerbationen und andere respiratorische Komplikationen, für die respiratorisch bedingte und für die Gesamtmortalität.
Ein Manko der Studie besteht darin, dass die Gründe für die Opioidverordnung in den benutzten Datensätzen nicht dokumentiert waren.
Der Umstand, dass es unter den Opioidkonsumenten mehr krebsbedingte Todesfälle gegeben hat, legt den Verdacht nahe, es könnte trotz Propensitätsanalyse versteckte Verzerrungen gegeben haben - auch wenn die ermittelten Assoziationen bestehen blieben, nachdem Patienten mit Krebs nicht mehr in die Analyse einbezogen worden waren.
Bekommen COPD-Patienten Opioide verordnet, kann das Gründe haben, derentwegen auch Patienten ohne COPD solche Mittel erhalten. Entsprechende Rezepte können aber auch durch die obstruktive Lungenkrankheit selbst veranlasst sein.
Die bis Ende 2012 gültige, derzeit in Überarbeitung befindliche deutsche COPD-Leitlinie etwa empfahl Morphin zur Linderung bei schwerer Dyspnoe. Die Empfehlung enthielt jedoch eine Warnung: "Wegen bedeutsamer unerwünschter Effekte (unter anderem Atemdepression) sollte der Einsatz auf wenige, besonders beeinträchtigte Patienten mit schwerer Atemnot und Hyperventilation beschränkt und unter stationären Bedingungen eingeleitet werden."