Hochdosierter Impfstoff

Besserer Grippe-Schutz für Senioren

Konventionelle Grippe-Impfstoffe wirken gerade bei alten Menschen nur mittelmäßig bis gar nicht. Ein spezieller Hochdosis-Impfstoff kann die Wirksamkeit deutlich steigern, zeigt eine Untersuchung in den USA. Es gibt aber einen Haken.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Alte Menschen profitieren von der Grippe-Impfung, der Effekt kann jedoch gering ausfallen.

Alte Menschen profitieren von der Grippe-Impfung, der Effekt kann jedoch gering ausfallen.

© JPC-PROd / fotolia.com

SILVER SPRING. Die Grippewelle in Deutschland rollt ungebremst. Konventionelle Grippeimpfstoffe wirken ausgerechnet bei alten Menschen besonders schlecht, und zwar auch dann, wenn die zirkulierenden Virusstämme gut von den Impfstämmen abgedeckt werden.

Einer randomisierten Studie zufolge beträgt die Schutzwirkung bei über 60-Jährigen etwa 58 Prozent. In Beobachtungsstudien schwankte die Wirksamkeit von mittelmäßig bis nicht vorhanden.

Um den Impfschutz für Senioren zu verbessern, wurde 2009 in den USA eine trivalente Spaltvakzine zugelassen, die viermal so viel Hämagglutinin-Antigen enthält wie der Standardimpfstoff (Fluzone High-Dose, 60 statt 15 µg pro Stamm).

Stärkere Immunantwort

Grundlage der Zulassung waren Daten, wonach der Hochdosis-Impfstoff eine stärkere Immunantwort hervorruft. Später wurde bewiesen, dass Influenza damit effektiver verhindert werden kann.

US-Versicherungsdaten zeigen nun, dass in gleichem Maß wie die Erkrankungsrate auch die Häufigkeit von stationär behandlungsbedürftigen Fällen zurückgedrängt wird (Lancet Infectious Diseases 2015; 5:293) .

Für die aktuelle Untersuchung vom Center for Biologics Evaluation and Research der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA wurden die Akten von über 2,5 Millionen Menschen im Alter ab 65 ausgewertet, die in der Saison 2012/13 gegen Influenza geimpft worden waren.

Knapp 930.000 hatten den hochdosierten und mehr als 1,61 Millionen den üblichen Impfstoff erhalten. Das mittlere Alter (im Mittel 75 Jahre) und der Anteil der Patienten mit Vorerkrankungen waren in beiden Gruppen ähnlich.

Eine mit Schnelltest gesicherte Influenza-Erkrankung gefolgt von einer ambulanten Oseltamivir-Verordnung wurde mit der Hochdosis-Vakzine 1,01-mal pro 10.000 Personenwochen festgestellt.

In der Vergleichsgruppe gab es 1,30 solcher Fälle pro 10.000 Personenwochen. Das Erkrankungsrisiko unter der hochdosierten Impfung lag damit um 22 Prozent niedriger.

Bei den über 84-Jährigen war die Rate sogar um 36 Prozent reduziert, der Unterschied zur Gesamtgruppe war allerdings nicht signifikant.

Ebenfalls um 22 Prozent reduziert war mit der hohen Impfdosis die Zahl der stationären Therapien oder Notfallambulanzkontakte wegen Influenza-Folgekomplikationen: Die Rate betrug 0,86 gegenüber 1,10 mit der üblichen Dosis (jeweils pro 10.000 Personenwochen). Auch dieser Vorteil bestand in allen Altersgruppen.

In Deutschland nicht zugelassen

Wie die Forscher um Dr. Hector S. Izurieta betonen, ist damit erstmals gezeigt, dass ein Hochdosis-Influenzaimpfstoff alte Menschen besser vor schweren Verläufen schützt als ein konventioneller Impfstoff.

"Diese Ergebnisse sollten bei den offiziellen Impfempfehlungen für Senioren Berücksichtigung finden."

Der Hochdosis-Grippeimpfstoff ist allerdings nur in den USA zugelassen und erhältlich. In Deutschland rät der Reisemediziner Professor Tomas Jelinek aus Berlin bei Senioren die besonders immunogenen Influenza-Impfstoffe (intradermal, adjuventiert oder virosomal) zu verwenden.

Diese werden aber in der Regel nicht von der GKV bezahlt.

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