Prospektive Kohortenstudie

Chronisch entzündliche Erkrankungen: Erhöhtes Risiko für postthrombotisches Syndrom

Personen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen (CID) haben ein gesteigertes Risiko, ein postthrombotisches Syndrom (PTS) zu entwickeln – insbesondere wenn sie keine antiinflammatorische Therapie erhalten.

Von Joana Wachter Veröffentlicht:
Symbolbild

Symbolbild

© Andriy Medvediuk / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie ist das Risiko für ein postthrombotisches Syndrom (PTS) bei Personen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen (CID)?

Antwort: Personen mit CID haben ein erhöhtes PTS-Risiko, besonders wenn sie keine antiinflammatorische Therapie erhalten.

Bedeutung: Dass eine antiinflammatorische Therapie mit einem verringerten PTS-Risiko assoziiert ist, könnte Auswirkungen auf die Prävention bei CID-Patienten haben.

Einschränkung: Das Studiendesign lässt keinen Rückschluss auf Kausalität zu.

Maastricht. Das klinische Management von Personen mit tiefer Venenthrombose (DVT) konzentriert sich auf das Vermeiden einer erneuten venösen Thromboembolie (VTE) und eines postthrombotischen Syndroms (PTS).

Während chronisch entzündliche Erkrankungen (CID) als Risikofaktor für VTE gelten, fehlen Untersuchungen zu ihren möglichen Auswirkungen auf PTS. Ein Forscherteam aus den Niederlanden hat jetzt festgestellt: Auch das PTS-Risiko ist bei CID-Patienten erhöht (Eur J Intern Med 2023; online 16. Oktober).

Um dieses Risiko zu ermitteln, wurden 801 Personen mit proximaler DVT ohne aktiven Krebs über zwei Jahre nachbeobachtet. 82 von ihnen (10 Prozent) hatten CID, darunter entzündliche Darmerkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Gicht. Nach drei bis sechs Monaten wurde die residuelle Venenobstruktion (RVO) mittels Kompressionssonografie beurteilt. Ob ein PTS vorlag, wurde nach sechs bis 24 Monaten mithilfe des Villalta-Score festgestellt. Die Ergebnisse wurden auf mögliche Störfaktoren adjustiert.

Risiko für PTS mit CID um 72 Prozent gesteigert

An CID Erkrankte entwickelten signifikant häufiger ein PTS als Patienten und Patientinnen ohne CID (35 Prozent vs. 19 Prozent), was einem um 72 Prozent gesteigerten Risiko entspricht. Die Prävalenz von RVO war dagegen bei Personen mit und ohne CID ähnlich (37 Prozent vs. 41 Prozent). Bei denjenigen mit CID ging RVO mit einem um mehr als das Dreifache erhöhten PTS-Risiko einher.

Die Forschenden fanden zudem heraus, dass der Einsatz einer antiinflammatorischen Therapie die Prognose beeinflusst: Personen mit unbehandelten CID (44 Prozent) hatten signifikant häufiger RVO als Patienten, die sich einer CID-Therapie unterzogen (52 Prozent vs. 27 Prozent), ihr PTS-Risiko war dementsprechend um mehr als das Doppelte erhöht.

Mögliche Auswirkungen auf die Prävention

„Patienten mit CID hatten ein erhöhtes Risiko für ein PTS, insbesondere diejenigen ohne antiinflammatorische Behandlung, möglicherweise aufgrund eines ungünstigen Effekts auf den RVO-bedingten Venenschaden“, vermuten Dr. Aaron Iding von der Universität Maastricht und sein Team.

„Dass der Einsatz einer entzündungshemmenden Therapie mit einem signifikant verringerten PTS-Risiko assoziiert war, könnte Auswirkungen auf die präventive Therapie bei Personen mit CID haben und ist möglicherweise auf Patienten ohne CID übertragbar“, schließen die Forschenden.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Abb. 1: Veränderung der Krankheitsaktivität, gemessen mittels Simple Disease Activity Index (SDAI) zwischen Baseline und Woche 16

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Ernährung bei rheumatoider Arthritis

Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke soll Nährstofflücken schließen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Schär Deutschland GmbH, Ebsdorfergrund
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fünf Studien

Lohnt sich Blutdrucksenkung unter 120 mmHg?

Maternale Risdiplam-Behandlung

Erfolgreiche Therapie bei einem Fetus mit spinaler Muskelatrophie

Lesetipps
Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Ein Arzt ist im Gespräch mit seinem Patienten. Der Arzt hält ein Herzmodell in der Hand.

© rocketclips / stock.adobe.com

Zwei Millionen Erwachsene untersucht

Zehn Jahre länger leben ohne fünf kardiovaskuläre Risiken