Schmerz und Hämorrhagie
Clavus unterm Zehennagel wird oft als bösartig verkannt
Eine Formvariante von Hühneraugen, die sich distal unter dem Nagel der Großzehe entwickelt, haben britische Dermatologen beschrieben. Die schmerzhafte, blutende Läsion wird meist als maligne verkannt.
Veröffentlicht:BRISTOL. Wer sich mit dem Fortschritt in der Medizin befasst, wird vieles für möglich halten - aber kaum, dass es ausgerechnet vom Kampf gegen Hühneraugen Neues zu berichten gibt. Doch genau eine solche Neuheit, nämlich eine seltene und in der Studienliteratur bis dato unerwähnte Ausprägung des Clavus durus, haben britische Hautärzte um David de Berker nun unter den Großzehennägeln älterer Frauen entdeckt.
Sie stießen auf insgesamt 16 Fälle distaler subungualer Hühneraugen bei Patientinnen im Durchschnittsalter von 68 Jahren. Die hyperkeratotischen Gebilde schmerzten, zwölf von ihnen bluteten (BJD 2014; online 1. Februar).
Als Diagnosen standen neben Exostose und Warze auch Plattenepithelkarzinom oder Melanom im Raum. Auf die Diagnose "Clavus" führte zunächst die Beobachtung, dass sich das distale Ende des Gewächses stets am äußersten lateralen Punkt der betroffenen Zehe befand.
Im Stehen zeigten die Patienten eine Hyperextension im distalen Interphalangealgelenk. Sofern die Patienten in älteren Schuhen gekommen waren, ließ sich die Belastung durch die Vorderkappe des Schuhs am distalen Zeh nachweisen.
In der Hälfte der Fälle waren sich die Ärzte unklar über die Diagnose und nahmen eine lokale Exzision zur diagnostischen Absicherung vor. Histologisch fanden sie eine epitheliale Hyperplasie und normale Verhornung mit Parakeratose. Zwischen den Keratinlagen waren Häm und trockenes Exsudat nachweisbar.
Die Entzündung war gering ausgeprägt, Merkmale von Dysplasie oder Psoriasis fehlten. Bei den übrigen Patientinnen wurde der Keratinpfropf einfach entfernt und der darüber liegende Nagel gekürzt. Alle Patienten erhielten den Rat, sich fußpflegerisch beraten zu lassen.
"Subunguale Hühneraugen werden selten erkannt", schreiben Berker und seine Mitautoren. Typischerweise seien sie auf Malignität verdächtig, wobei wegen des Pigments ein Melanom, der Schmerzen und der Hyperkeratose wegen ein subunguales Plattenepithelkarzinom ausgeschlossen werden müssten.
Es sei dabei durchaus möglich, dass die Diagnose und das weitere Vorgehen bei subungualen Clavi ein Zusammenwirken von Allgemeinärzten, Dermatologen und Fußspezialisten erfordere. (rb)