Diskriminierung vermeiden!

Corona-Varianten bekommen neutrale Namen

Alpha und Delta statt „britische“ oder „indische“ Virus-Variante: Die Weltgesundheitsorganisation WHO will Diskriminierung vorbeugen und hat deshalb ein neues Namenssystem für bestimmte Corona-Varianten beschlossen.

Von Christiane Oelrich Veröffentlicht:
Die bekannteste Problemvariante B.1.1.7 von SARS-CoV-2 wird künftig zur Variante . Sie soll nicht mehr mit Großbritannien in Verbindung gebracht werden.

Die bekannteste Problemvariante B.1.1.7 von SARS-CoV-2 wird künftig zur Variante α. Sie soll nicht mehr mit Großbritannien in Verbindung gebracht werden.

© Teerayut / stock.adobe.com

Genf. Bestimmte Coronavirus-Varianten werden umbenannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO setzt ab sofort auf neutrale Namen, um zu verhindern, dass die Varianten nach den Ländern benannt werden, in denen sie zuerst entdeckt wurden. „Das ist stigmatisierend und diskriminierend,“ teilte die WHO am Montagabend mit. Sie nimmt nun Buchstaben des griechischen Alphabets für die Bezeichnung der Corona-Varianten, die sie als „besorgniserregend“ oder „Varianten von Interesse“ einstuft.

So heißt die zuerst in Großbritannien aufgetauchte Variante B.1.1.7 nun Alpha. Die in Südafrika entdeckte Variante B.1.351 wird zu Beta, die in Brasilien nachgewiesene Variante P.1 wird Gamma und die zunächst in Indien gefundene Variante B.1.617.2 wird Delta. Die Variante, die jüngst in Vietnam entdeckt wurde, stand bis Dienstag nicht auf der WHO-Liste.

Menschen wurden stigmatisiert

Die WHO betont, dass die wissenschaftlichen Bezeichnungen bestehen bleiben, weil sie Forschern wichtige Informationen liefern. Sie seien aber schwer zu merken, und deshalb habe sich die Angewohnheit verbreitet, die Varianten nach ihren Ursprungsorten zu benennen. „Um das zu verhindern und um die öffentliche Kommunikation zu vereinfachen, empfiehlt die WHO Behörden, Medien und anderen, die neue Kennzeichnung zu verwenden.“

Von der „indischen“ oder „britischen“ Variante zu sprechen löst bei manchen Menschen einen Abwehrreflex gegen Menschen aus, die aus diesem Land kommen. So hat die Tatsache, dass der frühere US-Präsident Donald Trump beim Coronavirus oft vom „China-Virus“ sprach, in den USA Hasskriminalität gegen chinesisch aussehende Menschen ausgelöst.

Neue Bezeichnung soll falschen Annahmen vorbeugen

Indem Phänomene wie Viren nach Orten benannt werden, distanzierten sich Menschen davon, sagte Dr. Nilu Ahmed, Psychologin an der Universität Bristol. „Das überträgt Schuld auf die anderen und erlaubt denen, die das Narrativ nutzen, sich als Opfer zu inszenieren.“ So etwas könne auch falsche Annahmen fördern: So sei die Spanische Grippe in den USA aufgekommen, aber erst in Spanien ausführlich dokumentiert worden.

Alpha bis Delta sind zurzeit die vier von der WHO als „besorgniserregend“ eingestuften Varianten. Sechs weitere Mutanten, die in den USA, Brasilien, den Philippinen und in Indien entdeckt wurden, bekamen ebenfalls griechische Buchstaben zugewiesen. (dpa)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 02.06.202121:33 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schafft mit Einführung ihres altgriechischen Alphabets als neue Nomenklatura Herrschaftswissen und keineswegs besseren Durchblick im überaus komplizierten Diskurs.

Dabei hat die WHO schon selbst genug "Dreck am Stecken". Der damalige und jetzige CORONA-Pandemie-Berater, WHO-Nothilfe-Koordinator Michael (Mike) Ryan, blamierte sich am 30.03.2020: „Unser Rat: wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist“, war eine auch aus damaliger Sicht völlig unkritische, unsinnige, kontraproduktiv und nie wieder hinterfragte Eselei bzw. Pandemie-Brandbeschleunigung.
https://t.co/Gs8lzinrJw

"Face masks effectively limit the probability of SARS-CoV-2 transmission" von Y. Cheng et al.
https://science.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/science.abg6296
bestätigten die Grundlagenarbeiten von Hiroshi Ueki/Yoshihiro Kawaoka von der Universität Tokyo/Japan mit ihrer wegweisenden Veröffentlichung
"Effectiveness of Face Masks in Preventing Airborne Transmission of SARS-CoV-2"
doi: 10.1128/mSphere.00637-20

Wohl um ihren Lapsus von März 2020 um Mike Ryan auszugleichen, hatte die WHO im Dezember 2020 ihre Empfehlungen zur Mund-Nasen-Bedeckung im privaten Bereich ausgeweitet. Sie riet zu diesem Zeitpunkt der Bevölkerung in Regionen, wo sich SARS-CoV-2 ausgebreitet hat, auch in der eigenen Wohnung zum Tragen von Masken.

Was die Ursprungs- und Ursachenforschung zu Sars-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen angeht, hat die WHO auch gegenüber der VR CHINA und ihrer autokratischen Staatsführung klein bei gegeben. So liest sich jedenfalls der Abschlussbericht ihrer Kommission zu Labor-/Tierkontakt/Wochenmarkt-Ursachen bzw. Ursprüngen der Corona-Pandemie.

Und wenn ein narzisstisch schwerst gestörter Ex-US-Präsident abfällig und stigmatisierend vom "China-Virus" gesprochen hat, müsste eine selbstbewusste WHO sich doch nicht von ihm hypnotisieren lassen. Ihre griechischen "easy-to-pronounce and non-stigmatising labels" sind reine Konfabulationen.

Mf+kG, Dr. med. T. Schätzler

Dr. Thomas Georg Schätzler 02.06.202116:15 Uhr

ALPHA-TIERE IN DER WHO?

Dummdreist behauptet die WHO, um öffentliche Diskussionen und Kommunikationen über COVID-19 Varianten zu unterstützen, wolle sie ausgerechnet das angeblich leicht auszusprechende, nicht-stigmatisierende Griechische Alphabet insbesondere für VOI und VOC international empfehlen ["To assist with public discussions of variants, WHO convened a group of scientists from the WHO Virus Evolution Working Group, the WHO COVID-19 reference laboratory network, representatives from GISAID, Nextstrain, Pango and additional experts in virological, microbial nomenclature and communication from several countries and agencies to consider easy-to-pronounce and non-stigmatising labels for VOI and VOC. At the present time, this expert group convened by WHO has recommended using labeled using letters of the Greek Alphabet, i.e., Alpha, Beta, Gamma, which will be easier and more practical to discussed by non-scientific audiences."]
https://www.who.int/en/activities/tracking-SARS-CoV-2-variants/

Was hat es damit auf sich? Bei "variants of interest" (VOI) und "variants of concern" (VOC) sollen offensichtlich die bisherigen geheimsprachlichen Virus-Varianten-Codes durch weitere, für Politik, Medien, Meinungsmacher und Öffentlichkeit noch unverständlichere Geheimsprachfloskeln ersetzt werden.

Mein Großvater, Dr. phil. Rudolf Schätzler, war als promovierter Altphilologe Lehrer für Latein und Griechisch: Er gehörte damit einem Bildungsbürgertum an, welche die "niederen Stände" geradezu von öffentlichen Debatten ausschloss, wenn er nicht zugleich so liebevoll, empathisch, allgemeinwissend, menschenzugewandt, erklärend und pädagogisch begabt gewesen wäre.

Vgl. auch mit Abbildungen
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/33493-zu-viele-alpha-tiere-in-der-who

Dr. A. Constantin Rocke 02.06.202106:46 Uhr

Es wird immer verrückter - bald verfolgt die WHO auch „Microaggressions“ wie es in den angelsächsischen Ländern jetzt schon üblich ist. Besser als diese Symbolpolitik wäre ein frühzeitig richtiges Handeln in den ersten Wochen der Pandemie gewesen und eine ernsthafte Investigation in China.

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