Herzinsuffizien
Darmbakterien können zur Gefahr werden
Bestimmte Darmbakterien sind bei Herzinsuffizienz möglicherweise eine Gefahrenquelle, wie US-Forscher jetzt herausgefunden haben.
Veröffentlicht:CLEVELAND. Ein Forscherteam um Dr. Stanley Hazen von der Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio ist schon seit längerer Zeit möglichen Verbindungen zwischen Gastrointestinaltrakt und der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen auf der Spur.
Als potenzielles Bindeglied zwischen einer veränderten Darmflora und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko haben sie dabei vor allem das Molekül Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) ins Visier genommen.
Rotes Fleisch als Quelle von TMAO
TMAO
TMAO steht für das Molekül Trimethylamin-N-Oxid.
Das Molekül wird in der Leber aus dem Vorläufermolekül Trimethylamin (TMA) gebildet, das wiederum beim Abbau von Nahrungsstoffen wie Phosphatidylcholin und L-Carnitin durch Darmbakterien entsteht.
TMAO steht im Verdacht, die Entwicklung von Atherosklerose zu begünstigen.
Hazen und seine Kollegen konnte etwa zeigen, wie L-Carnitin, das vor allem in rotem Muskelfleisch, aber auch in einigen Nahrungsergänzungsmitteln, enthalten ist, von Darmbakterien zunächst in Trimethylamin (TMA) umgewandelt wird, das dann in der Leber zu Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) metabolisiert wird.
Wie weitere Untersuchungsergebnisse der Gruppe belegen, wird auch das etwa in Eiern reichhaltig vorhandene Phosphatidylcholin - auch als Lecithin bekannt - in TMAO umgewandelt.
Proatherogene Eigenschaften
In einer tierexperimentellen Studie konnten die Forscher zudem proatherogene Eigenschaften des Metaboliten TMAO nachweisen. Eine 2013 im "New England of Medicine" publizierten Studie (J Am Coll Cardiol. 2014;64(18):1915-1916) der Gruppe kam zu dem Ergebnis, dass erhöhte TMAO-Plasmaspiegel - nicht aber notwendig eine bestimmte Art der Ernährung - prädiktiv für ein vermehrtes Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen innerhalb der nächsten drei Jahre waren.
In dieser Studie waren die TMAO-Spiegel bei mehr als 4000 Patienten, die zur kardiologischen Abklärung in die Cleveland Clinic kamen, gemessen worden.
In ihrer neuesten Studie richteten Hazen und seine Kollegen den Fokus erstmals auf Patienten mit Herzinsuffizienz (J Am Coll Cardiol 2014; 64:1908). Bei 720 Patienten mit stabiler systolischer Herzinsuffizienz haben sie prospektiv untersucht, ob zwischen TMAO-Spiegeln und der in einem Zeitraum von fünf Jahren beobachteten Gesamtmortalität ein Zusammenhang feststellbar sein würde.
Erhöhtes TMAO, erhöhte Mortalität
Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von 300 augenscheinlich gesunden Personen ohne Herzschwäche hatten Patienten mit Herzinsuffizienz signifikant höhere TMAO-Plasmaspiegel (5 µM versus 3,5 µM).
Hohe TMAO-Spiegel (> 8,51 µM) waren mit einer signifikant höheren Mortalität assoziiert als relativ niedrige Spiegel (< 3,03 µM). Nach Berücksichtigung anderer Risikofaktoren einschließlich Störungen der Nierenfunktion schwächte sich die Korrelation mit dem Sterberisiko zwar ab, blieb aber weiterhin signifikant.
Pro Standardabweichung ging der Anstieg der TMAO-Werte mit einer relativen Zunahme des Sterberisikos um 18 Prozent einher.
Noch kein schlüssiger Beweis
Ein schlüssiger Beweis, dass erhöhte TMAO-Werte tatsächlich eine ursächliche Bedrohung für die Gesundheit darstellen, sind diese Ergebnisse allerdings nicht. Ein solcher Beweis kann nur in einer prospektiven randomisierten Interventionsstudie erbracht werden.
Dazu wäre jedoch erforderlich, zur Senkung der TMAO-Spiegel einzelne Teilnehmergruppen dauerhaft zur Einhaltung spezifischer Ernährungsweisen zu verpflichten - was in der Praxis wohl auf große Schwierigkeiten stoßen dürfte.