Rätsel gelöst

Darum knacken manche Finger

Der eine kann's, der andere nicht: Das Knackenlassen der Fingergelenke teilt die Menschen in Gruppen. Manche lieben es, vielen graut es davor. Nun kommt eine weitere Gruppe hinzu: diejenigen, die wissen, wie das Knackgeräusch entsteht.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Manche können nicht ohne, manchen graut´s davor - das Fingerknacken.

Manche können nicht ohne, manchen graut´s davor - das Fingerknacken.

© Christina Ott

EDMONTON. Das Phänomen knackender Gelenke, bekannt vor allem vom metakarpophalangealen Zwischenraum, besteht vermutlich, seit sich die ersten Gliedmaßen gebildet haben.

Seit fast 70 Jahren ist es Gegenstand einer medizinischen Kontroverse. 1947 stellten zwei Londoner Anatomen anhand von Röntgenaufnahmen die Hypothese auf, wonach es beim Zug am Finger zu einer plötzlichen Trennung der zuvor eng aneinanderliegenden Gelenkflächen kommt.

Dabei bildet sich ein blasiger Hohlraum aus - und dies, so die Anatomen, sei genau der Moment, da es knacke.

24 Jahre hatte die Hypothese Bestand, bis schließlich die Behauptung Oberhand gewann, es sei nicht das Entstehen, vielmehr das Platzen der Blase, welches das Knackgeräuscherzeuge.

Dies wurde später ebenfalls bestritten, angeblich sollte der Rückprall der Gelenkkapsel den Knall verursachen - ähnlich, wie es bei Blechen zu vernehmen ist.

Eine Wissenschaftlerriege um Gregory Kawchuk von der University of Edmonton in Alberta hat sich nun daran gemacht, ein für allemal Licht ins Dunkel der knackenden Gelenke zu bringen (PLoS ONE 2015; online 15. April).

Fingerknacker im MRT

Zupass kam ihnen dabei, dass einer der Wissenschaftler sich höchstselbst als Virtuose des Fingerknackens entpuppte. Der Mann war in der Lage, sämtlichen seiner zehn Metakarpophalangealgelenken ein Knacken zu entlocken.

Also schob man ihn, versehen mit einer Zugvorrichtung am jeweiligen Finger, in einen Magnetresonanztomografen. Dort wurden unter Fingerzug bis zum Eintritt des Phänomens mit einer Frequenz von 3,2 / sec Bilder geschossen, mit denen sich das Rätsel lösen lassen sollte.

Die Echtzeit-Aufnahmen zeigten tatsächlich, wo der Knackpunkt saß. Mit zunehmendem Zug nämlich bildete sich, sobald die Gelenkflächen sich trennten, rasch der bekannte Hohlraum aus. Zu diesem Zeitpunkt knackte es, doch der Hohlraum freilich blieb danach noch sichtbar.

Nicht das Platzen, sondern das Entstehen der Blase löst demnach das Knallgeräusch in den Fingergelenken aus. Die Hypothese von 1947 darf damit als bestätigt gelten.

Allerdings ist es nicht so, dass die Fingerknackforscher nun aller Aufgaben ledig wären. Denn eine Frage lassen die Versuche von Kawchuk und Kollegen offen: Wieso knackt es eigentlich so laut?

Gemäß den Ergebnissen anderer Experimente mit sich trennenden Oberflächen setzt die Hohlraumbildung zwar Schallwellen frei, aber deren Amplitude ist eher gering.

Demgegenüber ist das Fingerknacken nachweislich über weitere Distanzen hinweg zu hören.

Eine Erklärung dafür steht indes auch nach 68 Jahren knackiger Forschung noch aus.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bessere Versorgungsqualität erwartet

Mecklenburg-Vorpommern: DMP Osteoporose ist gestartet

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll