Initiale Kombi schlägt Stufentherapie
Diabetes lieber direkt mit 2 Präparaten bekämpfen?
Bei Typ-2-Diabetes gleich mit zwei bestimmten Antidiabetika zu starten, kann sich auszahlen. In der VERIFY-Studie wurde damit auch langfristig der Stoffwechsel besser kontrolliert.
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Stufe für Stufe die Therapie eskalieren: Aktuelle Studiendaten nähren Zweifel an dieser etablierten Strategie bei Typ-2-Diabetes.
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Oxford. Ähnlich wie mit Antihypertensiva bei Bluthochdruck könnte es auch bei der medikamentösen Diabetestherapie günstig sein, gleich zu Beginn mit zwei Substanzen einzusteigen. Das ist das Ergebnis der von Novartis unterstützten VERIFY-Studie (Lancet 2019; online 18. September). In der internationalen placebo-kontrollierten Studie sind zwei initiale Therapieformen bei je etwa 1000 Typ-2-Diabetikern über fünf Jahre verglichen worden, und zwar:
- Metformin-Monotherapie (1000 bis 2000 mg) plus Placebo (2x) oder
- Metformin (gleiche Dosis) plus zweimal 50mg Vildagliptin (Galvus®).
In einer ersten Studienperiode wurde die Zeit bis zum Versagen der Therapie ermittelt (primärer Endpunkt). Das Versagen war definiert als ein HbA1c von 7 Prozent und darüber, und zwar bei zwei Messungen binnen drei Monaten.
Was war das Resultat?
Ergebnis: Die Dauer bis zum Therapieversagen betrug bei Patienten unter Metformin-Monotherapie im Median drei Jahre (36,1 Monaten), bei der initialen Kombitherapie waren mehr als der Hälfte der Patienten über die Studiendauer noch ausreichend therapiert. Als Zeit bis zum Therapieversagen wurden hier im Median 61,5 Monate ermittelt.
Insgesamt musste die Therapie während der Studiendauer bei 429 Patienten mit Kombitherapie (43,6 Prozent) und bei 614 Patienten mit Monotherapie (62,1 Prozent) intensiviert werden. Das relative Risiko eines ersten Therapieversagens während der Studiendauer war damit bei initialer Kombitherapie im Vergleich zur Monotherapie um relative 49 Prozent reduziert.
In einer zweiten Studienperiode wurden Patienten, die unter Metformin plus Placebo einen HbA1c von 7,5 Prozent zweimal binnen drei Monaten überschritten, ebenfalls zusätzlich mit Vildagliptin behandelt – was dem Vorgehen bei einer Stufentherapie entspricht.
Bessere glykämische Kontrolle
Das überraschende Ergebnis: Diese Gruppe holte trotz Intensivierung der Therapie bei der Qualität der Blutzuckereinstellung niemals die initiale Kombinationsgruppe ein. So blieben zu allen Erhebungszeitpunkten mehr Patienten mit der initialen Kombinationstherapie im Vergleich zur Kontrollgruppe unter den HbA1c-Zielwerten von 7, 6,5 oder 6 Prozent. In beiden Studienarmen nahm der BMI zudem leicht ab. Signale für mehr Hypoglykämien oder andere unerwünschte Ereignisse bei der initialen Kombitherapie gab es nicht.
Fazit von Studienautor Professor Stefano del Prato aus Pisa: Die Kombinationsstrategie führt im Vergleich zur Monotherapie schon früh zu einer besseren glykämischen Kontrolle, die möglicherweise länger anhält. Vielleicht könnten damit sogar verstärkt Komplikationen bei Diabetes reduziert werden. (Mitarbeit: eis)