Vorsicht vor FSME
Drei neue Risiko-Landkreise
In Deutschland ist die Zahl der Risikogebiete für die von Zecken übertragene FSME gestiegen. Das RKI weist drei Kreise mehr aus als noch 2014. In insgesamt 145 Landkreisen wird Bewohnern und Besuchern zur FSME-Impfung geraten.
Veröffentlicht:BERLIN. Insgesamt sind in Deutschland 145 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Infektionsgefahr für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) besteht dabei vor allem in Baden-Württemberg und Bayern sowie in Südhessen und im südöstlichen Thüringen.
Einzelne Risikogebiete befinden sich darüber hinaus in Mittelhessen (LK Marburg-Biedenkopf), im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis), in Rheinland-Pfalz (LK Birkenfeld) sowie seit 2014 mit dem LK Vogtlandkreis auch in Sachsen.
In Bayern kommen jetzt die beiden neuen Risikogebiete Stadtkreis Hof und Landkreis Ostallgäu dazu und in Thüringen der Landkreis Greiz. Alle drei Kreise grenzen an bereits bestehende Risikogebiete, berichtet das Robert Koch-Institut (Epi Bull 2015; 21: 175).
Ein Kreis wird als Risikogebiet definiert, wenn dort binnen fünf Jahren mehr als ein FSME-Fall pro 100.000 Einwohner aufgetreten ist.
Das RKI warnt jedoch: Darüber hinaus wurden in fast allen Bundesländern vereinzelt FSME-Fälle beobachtet, sodass besonders während der Zeckensaison bei entsprechender Symptomatik differenzialdiagnostisch auch an FSME gedacht werden sollte.
Auch ist FSME bei Auslandsreisen ein wichtiges Thema. Infektionen mit hohen Komplikationsraten gibt es besonders in Osteuropa, in Sibirien, der Mongolei und China. Impfungen sind bis 14 Tage vor der Abreise möglich, so der Berliner Reisemediziner Professor Tomas Jelinek beim DGIM-Kongress in Mannheim.
Infektionszahlen je nach Wetterlage
Bundesweit werden dem RKI pro Jahr im Schnitt um die 300 FSME-Erkrankungen übermittelt. Die Zahl der deutschlandweiten Fälle schwankt allerdings je nach Witterung und Freizeitverhalten mit Aufenthalten in der Natur deutlich von Jahr zu Jahr und nimmt tendenziell eher zu.
2014 wurden bundesweit 265 Fälle gemeldet, die meisten davon in Bayern (123) und Baden-Württemberg (69), die anderen Länder folgten mit weitem Abstand. 2013 waren es insgesamt 420 gemeldete FSME-Fälle gewesen, in den beiden Jahren zuvor 195 und 424.
"Menschen, die in Risikogebieten leben oder arbeiten und Kontakt zu Zecken haben könnten, sollten sich impfen lassen. Das Gleiche gilt für alle, die dorthin reisen und sich in freier Natur aufhalten", betont Dr. Ole Wichmann, Leiter des RKI-Fachbereichs Impfprävention.
Die Impfquoten in den Risikogebieten stagnieren oder sind sogar rückläufig, kritisiert das Institut. In Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg ist nur etwa jeder fünfte Schulanfänger in Risikogebieten, in Bayern jeder dritte gegen FSME geimpft. Eine starke Zunahme der FSME-Zahlen, wie 2011 und 2013 beobachtet, lasse sich bei so niedrigen Impfraten nicht verhindern, resümiert das RKI.
Das Institut appelliert an Ärzte, Patienten über das erhöhte FSME-Risiko in den Risikogebieten sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Zeckenstichen aufzuklären.
Dazu gehören helle und geschlossene Kleidung sowie bei Spaziergängen und Wanderungen Unterholz und hohe Gräser zu vermeiden und möglichst auf festen Wegen zu bleiben. Repellents schützen nur über einige Stunden.
Bei Befall sollten die Zecke immer umgehend entfernt und die Wunde sorgfältig desinfiziert werden.
Absuchen schützt nicht vor FSME
Im Gegensatz zur Übertragung von Borrelien auf den Menschen, die erst 24 Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt, gelangen FSME-Viren bereits beim Beginn des Blutsaugens von der Zecke auf den Menschen.
Daher bieten Absuchen des Körpers nach Zecken und schnelle Entfernung zur Verhütung von FSME - im Gegensatz zu Borreliose - nur wenig Schutz. Infomaterial für Patienten und Reisende gibt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (mit Material von dpa)