Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
Erkrankungen von den Augen ablesen – das sind mögliche Zeichen
Innere Erkrankungen – von Fehlfunktionen der Schilddrüse über Infektionen bis hin zu Multiple Sklerose – können sich früh schon an den Augen zeigen. Welche Anzeichen in der Praxis beachtenswert sind.
Veröffentlicht:München. „Am Auge können wir Erkrankungen erkennen, die ihre Ursachen an ganz anderen Stellen des Körpersystems haben“, erinnert Professor Gerd Geerling, Vizepräsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Düsseldorf. Einige im Arztalltag wichtige Anzeichen für eine innere Erkrankung hat die DOG daher in einer Pressemitteilung vom vergangenen Dienstag zusammengefasst. ker
Eine Fehlfunktion der Schilddrüse (M. Basedow) zeigt sich typischerweise etwa durch krankhaftes Hervortreten eines oder beider Augen aus der Augenhöhle. Durch die Vorverlagerung des Augapfels wird die Sklera zwischen Oberrand der Iris und Oberlid sichtbar (Dalrymple-Zeichen). Häufig sind nach Angaben der DOG Frauen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen.
Eine im Tagesverlauf schwankende Sehschärfe kann nach Angaben der DOG auf einen Diabetes mellitus deuten. Denn der steigende Blutzuckerspiegel löse Wassereinlagerungen aus, die die Form der Augenlinse temporär verändern. Typisch seien zudem die bekannten Zeichen einer Retinopathie mit winzigen Blutungen, Aussackungen oder Gefäßneubildungen.
Infolge einer Borreliose können sich Bindehaut, Hornhaut oder Lid entzünden. Zu Beginn der Erkrankung kommt es bei etwa jedem 10. Betroffenen zum Beispiel zu einer follikulären Konjunktivitis. Auch eine Tuberkulose könne sich in einer Uveitis, einer Entzündung an der Gefäßhaut im Augeninneren, zeigen, so die DOG. Neben einer starken Rötung der Augen, klagten Patienten typischerweise über eine Visusminderung. Ähnliche Symptome träten bei einer Syphilis auf, die auf das Auge übergreife.
Eine Optikusneuritis aufgrund einer Multiplen Sklerose kann für schmerzhafte Augenbewegungen beim Blick zur Seite sorgen. Schon leichter Druck aufs Auge löst zudem Schmerzen aus (Bulbusdruckschmerz), wie die DOG schreibt. Patienten klagten darüber hinaus über Sehstörungen wie Unschärfe, Verblassen der Farben oder Verschwimmen der Kontraste. Zusätzlich könne die Pupillenreaktion verändert sein.
Mitunter kann auch Rheuma zuerst die Augen befallen und zwar in Form einer Iritis (Regenbogenhautentzündung). Eine schwere Form der rheumatischen Gefäßentzündung wiederum ist die Riesenzellarteriitis, erinnert Geerling. Diese äußere sich bei den zumeist älteren Betroffenen durch plötzlichen Sehverlust und schweren Kopfschmerz in der Schläfengegend. Typisch seien die verhärteten, geschlängelten Schläfenarterien, die auf leichten Druck hin schmerzen. In dieser kritischen Situation sei dann eine zügige Kortisongabe indiziert.