ADA-Kongress 2023
Erster deutscher Diabetesforscher mit Banting-Medaille geehrt
Professor Matthias Tschöp von Helmholtz Munich hat maßgeblich die Darmhormon-Polyagonisten zur Adipositas-Therapie mitentwickelt. Dafür erhielt er jetzt die höchste Auszeichnung der US-Diabetesgesellschaft.
Veröffentlicht:San Diego. Die American Diabetes Association (ADA) verleiht für bedeutende Durchbrüche in ihrem Fachgebiet die „Banting Medal for Scientific Achievement“ als ihre höchste Auszeichnung. Die Medaille ist benannt nach dem Nobelpreisträger und Mitentdecker des Insulins, Frederick Banting. Als erster Deutscher wurde jetzt Professor Matthias Tschöp mit dem renommierten Preis bei der ADA-Jahrestagung geehrt. Tschöp ist CEO von Helmholtz Munich (einer Partnerorganisation des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, DZD) sowie Humboldt-Professor an der Technischen Universität München (TUM).
Der Mediziner und Wissenschaftler hat eine Reihe bahnbrechender Erfolge im Bereich der Diabetesforschung vorzuweisen, berichtet Helmholtz Munich in einer Mitteilung zur Preisverleihung. Neben dem von ihm im Jahr 2000 entdeckten Hungerhormon Ghrelin fanden Tschöp und sein langjähriger Chemiker-Kollege Richard DiMarchi die neue Wirkstoffklasse der Zwei- und Dreifach-Darmhormon-Medikamente, die sogenannten Polyagonisten. Mit dem dualen GIP/GLP-1-Rezeptoragonisten Tirzepatid wurde vergangenes Jahr ein erster solcher Polyagonist in den USA zugelassen. Mehr als zehn weitere Polyagonisten befinden sich derzeit in der klinischen Prüfung und versprechen eine neue Ära der Stoffwechselmedizin.
„Adipositas ist vor allem eine Hirnerkrankung“
Mit den neuen Medikamenten können erstmals die Volkskrankheiten Übergewicht und Adipositas umfänglich behandelt und damit das Risiko, an Diabetes zu erkranken, deutlich reduziert werden, heißt es in der Mitteilung. Die vielfältigen Entdeckungen von Tschöp haben somit auch wesentlich zu Fortschritten in der Diabetesversorgung und -forschung beigetragen und den Kampf gegen die Krankheit bereits verändert.
„Adipositas ist vor allem eine Hirnerkrankung – diese Einsicht war (für uns) eine Leitschnur“, sagte der Neuroendokrinologe Tschöp kürzlich in einem Interview. Und: Die neuen Wirkstoffe „ermöglichen zum ersten Mal eine pharmakologische Kontrolle des Körpergewichts. Sie können eine Chance für Betroffene sein, den Einstieg in ein gesünderes Lebens zu schaffen, mit gesunder Ernährung, viel Bewegung, weniger Stress und ausreichendem Schlaf“, so Tschöp. (eb/eis)