RKI

Es könnte zur Coronavirus-Pandemie kommen

Das Coronavirus könnte weiter um sich greifen, mahnt das Robert Koch-Institut. Die WHO berichtet indes von vier Impfstoffkandidaten. In China stieg die Zahl der infizierten Menschen stark, auch weil es eine neue Zählweise gibt.

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Passanten in China tragen in der Öffentlichkeit Masken als Schutz vor einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus.

Passanten in China tragen in der Öffentlichkeit Masken als Schutz vor einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus.

© Vincent Yu/AP/dpa

Berlin. Das neuartige Coronavirus (Sars-CoV-2) könnte nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) international in größerem Ausmaß um sich greifen. „Die globale Entwicklung legt nahe, dass es zu einer weltweiten Ausbreitung des Virus im Sinne einer Pandemie kommen kann“, schreibt das RKI im neuen Bulletin (Epi Bull 7/2020).

Länder mit geringen Ressourcen im Gesundheitssystem seien besonders stark gefährdet. „Aber auch in Ländern wie Deutschland könnte dies zu einer hohen Belastung der medizinischen Versorgung führen“, heißt es.

Das Institut betont, dass ein Aufeinandertreffen mit einem Infizierten für Menschen in Deutschland derzeit sehr unwahrscheinlich sei – diese Einschätzung könne sich aber jederzeit ändern. Hierzulande sind aktuell 16 Infektionen bekannt.

Neue Methoden der Erfassung in China

In China stieg indes die Fallzahl sprunghaft an, was damit zu hat, dass chinesische Behörden ihre Methoden zur Erfassung des Coronavirus überarbeitet haben. Wie die Gesundheitskommission der besonders stark betroffenen Provinz Hubei mitteilte, sind Patienten gemäß einer neuen Klassifikation hinzugefügt worden. Demnach würden seit Donnerstag auch Fälle „klinischer Diagnosen“ in die Zahl der bestätigten Diagnosen aufgenommen.

Wie die Zeitung „China Daily“ unter Berufung auf chinesische Experten berichtete, können Ärzte jetzt eine offizielle Diagnose stellen, die auf einer Kombination von Faktoren wie Lungenbildern, dem physischen Zustand und epidemiologischer Vorgeschichte beruht.

Bislang war demnach nur ein Testverfahren über Nukleinsäuren zugelassen. Mit diesem Verfahren waren aber wohl viele Erkrankungen erst nach drei oder vier Tests auch tatsächlich als Sars-CoV-2-Infektion erkannt worden.

Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu melden, als das wirkliche Ausmaß der Epidemie.

Hubei meldet über 14.000 neue Fälle

Die neuen Zähl-Methoden wirken sich stark auf die Statistik aus: Den Angaben zufolge stieg in Hubei die Zahl der nachgewiesenen Infektionen um 14.840 auf nun 48.208 bekannte Fälle.

Landesweit lagen am Donnerstag zunächst keine neuen Angaben über die Verbreitung des Virus vor. Die Nationale Gesundheitskommission Chinas wies am Mittwoch noch 46.472 bestätigte Fälle aus (siehe nachfolgende Grafik).

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Allein durch die neuen Infektionen in Hubei, wo in der Metropole Wuhan die neue Lungenkrankheit Covid-19 erstmals ausgebrochen war, müsste die Gesamtzahl der Infektionen auf dem chinesischen Festland aber auf über 59.000 gestiegen sein. Experten vermuten eine sehr hohe Dunkelziffer.

Zudem sind 1113 Todesfälle bekannt. Einer davon ist der Arzt Li Wenliang, dessen Tod landesweite Bestürzung ausgelöst hatte. Der Mediziner hatte früh vor dem Ausbruch einer neuartigen Lungenkrankheit gewarnt, wurde aber laut Berichten dazu gezwungen, diese „Gerüchte“ nicht weiter zu verbreiten. Der 34-Jährige starb, weil er selbst an Covid-19 erkrankte.

Die Parteiführung entsandte vor knapp einer Woche eine Kommission nach Wuhan, um die „Fragen des Volkes“ zu den Vorfällen zu untersuchen. Nun wurde bekannt, dass personelle Konsequenzen gezogen wurden. Die Parteichefs sowohl der Provinz als auch der Metropole Wuhan wurden abgelöst, wie das Staatsfernsehen berichtete. Auch die Chefs der Gesundheitskommission der Provinz wurden entlassen.

500 Infektionen weltweit

Weltweit sind außerhalb des chinesischen Festlands mittlerweile mehr als 500 Infektionen bestätigt, davon 16 in Deutschland (siehe nachfolgende Karte).

14 Fälle stehen in Zusammenhang mit dem bayerischen Autozulieferer Webasto. Zudem war das Virus bei zwei Passagieren eines Rückholfluges der Bundeswehr von Wuhan nach Frankfurt/Main festgestellt worden.

Die beiden jüngsten Fälle in Bayern waren am Dienstagabend bekannt geworden. Es handelt sich um einen 49-jährigen Webasto-Mitarbeiter und ein Familienmitglied eines anderen Mitarbeiters. Webasto öffnete nach zweiwöchiger Schließung am Mittwoch wieder seine Firmenzentrale.

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WHO: Vier Impfstoffkandidaten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab unterdessen bekannt, seine Anstrengungen bei der Suche nach einem Impfstoff und wirksamen Medikamenten zu beschleunigen. Darauf hätten sich die 400 Fachleute geeinigt, die seit Dienstag in Genf tagten, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwochabend.

Es gebe vier mögliche Kandidaten für einen Impfstoff, von denen sich hoffentlich zwei als vielversprechend herausstellen, sagte die Chefwissenschaftlerin der WHO, Soumya Swaminathan.

Schon in drei bis vier Monaten könnten erste Impfstoff-Tests an Menschen beginnen. Ein zertifizierter Impfstoff für weitreichenden Einsatz stehe aber wahrscheinlich erst in 18 Monaten zur Verfügung. (ths/dpa)

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