Typ-1-Diabetiker
Fahrverbot für jeden Dritten?
Und weg ist der Führerschein: Nach einer neuen EU-Richtlinie droht vielen Typ-1-Diabetikern wegen häufiger Hypoglykämien der Verlust ihrer Fahrerlaubnis.
Veröffentlicht:HULL. Seit diesem Jahr gelten in der EU neue Bestimmungen für den Führerschein. Danach soll die Fahrerlaubnis für Krafträder oder PKW nicht erteilt oder entzogen werden, wenn der Fahrer binnen zwölf Monaten mehr als eine schwere Hypoglykämie gehabt hat.
Mit Daten der britischen DCCT- Studie wurde nun untersucht, wie viele Typ-1-Diabetiker danach mit Führerscheinentzug rechnen müssen (Diabetic Medicine 2013; online 28. Februar).
Bei 1441 Patienten wurde über sechseinhalb Jahre die Zahl der Hypoglykämien untersucht. Dabei galten solche Personen als schwer unterzuckert, die fremde Hilfe benötigten und deren Blutzucker unter 50 mg / dl lag oder die sich nach Zufuhr von Glukose i. v. oder Glukagon bzw. nach der oralen Zufuhr von Kohlenhydraten sofort erholten.
Bei jüngeren Patienten besonders hohes Risiko
Knapp ein Drittel der Diabetiker hatte binnen zwölf Monaten mehr als eine schwere Hypoglykämie.
Nach den neuen Richtlinien hätten somit 44 Prozent der Studienteilnehmer mit intensivierter Insulintherapie und 17 Prozent mit konventioneller Insulintherapie die Fahrerlaubnis verloren.
Besonders hoch war das Risiko bei Patienten mit niedrigem HbA1c, längerer Krankheitsdauer sowie bei jüngeren Personen.
Fazit der Autoren: Die Umsetzung der neuen europäischen Bestimmungen hätte gravierende Konsequenzen für etwa jeden dritten Autofahrer mit Typ-1-Diabetes.
Die Forscher geben jedoch zu bedenken, dass die Berechnungen auf Basis der DCCT möglicherweise nicht die aktuelle Situation widerspiegeln; die Daten stammen nämlich aus den Jahren 1983 bis 1993.
Es sei daher höchste Zeit, anhand aktueller Untersuchungen das Ausmaß der Hypoglykämien und so das Risiko durch Typ-1-Diabetiker am Steuer zu überprüfen. (St)