Festsitzender Ring? Ein Faden zieht ihn ab
WÜRZBURG (ars). Schwellen Finger nach Insektenstichen, Traumen oder Wundinfekten an, ist es oft erforderlich, einen festsitzenden Ring abzustreifen, um die Durchblutung zu gewährleisten. Mit der Fadenmethode gelingt das, ohne ihn zu zerstören - mit etwas Übung sogar in Notfällen.
Veröffentlicht:Als prophylaktische Maßnahme, etwa vor Eingriffen am Finger oder dem Anlegen eines i.v.-Zugangs, sei diese Technik in seiner Klinik seit acht Jahren Standard, berichtet Dr. Nikolaus Berens von der Universität Würzburg (JDDG 6, 2008, 408).
Allgemein jedoch sei sie im deutschsprachigen Raum kaum bekannt, bedauert er. In einem britischen Standardlehrbuch für Chirurgie wurde die Technik nach Angaben des Dermatologen schon vor mehr als 20 Jahren aufgenommen.
Das Verfahren sei für die Patienten schmerzfrei, für den Arzt leicht zu erlernen, ohne Instrumente und fast überall praktizierbar. Anders als mit sonstigen Verfahren - Aufschneiden mit einer Ringsäge oder Durchzwicken mit einer Ringzange - bleibe der Ring erhalten. Darauf reagierten die Patienten mit hoher Zufriedenheit und besonderer Wertschätzung für das verantwortungsvolle Handeln.
Und so geht's: Ein etwa 90 cm langer Faden - es kann auch ein schmales Band oder eine dünne Mullbinde sein - wird mit einer Nadel vom Handteller her unter den Ring gezogen und bis zum Mittelgelenk in eng aneinanderliegenden Touren straff um den Finger gewickelt. Dann zieht man das proximale Fadenende in einer langsamen, um den Finger kreisenden Bewegung in Richtung Fingerspitze.
So gelingt es, den leicht schräg stehenden Ring am Ort des ausgeübten Zugs stets ein kleines Stück über die geschwollene Haut nach distal zu schieben. Wie von Zauberhand wandere der Ring schließlich über die Engstelle des Gelenks, berichtet Berens. Er rät, die Methode mit Ringen zu üben, die sich gerade noch abstreifen lassen.