Kommentar
Gerüchte haben lange Beine
Gerüchte halten sich oft hartnäckig. Ein Beispiel ist das Vorurteil, dass die Masernimpfung angeblich das Autismusrisiko erhöht. Dahinter steckt eine Studie, die 1998 im Fachblatt "Lancet" erschien und diesen Zusammenhang beweisen wollte.
Sie wurde später wegen grober Fehler und Betrugsvorwürfen zurückgezogen, dem Hauptautor Dr. Andrew Wakefield sogar die Approbation entzogen. Dennoch stehen viele Eltern der MMR-Impfung skeptisch gegenüber - trotz vieler Studien, in denen der Autismusverdacht ausgeräumt worden ist.
Wie eine aktuelle Untersuchung zeigt, sind gerade Eltern, die ein autistisches Kind haben, bei den Geschwistern besonders zurückhaltend mit der Impfung.
Diese Sorge ist unberechtigt: Selbst bei Kindern, die erblich bedingt ein erhöhtes Autismusrisiko haben, besteht laut den Ergebnissen nach Masernimpfung keine erhöhte Gefahr.
Masern in Europa auszurotten, ist ein ehrgeiziges Ziel der WHO. Erreichen lässt es sich nur, indem man das Vertrauen zum Impfen in der Bevölkerung fördert. Ob man mit der Studie Vorbehalte der Impfskeptiker aus der Welt schaffen kann, ist zu bezweifeln.
Viel mehr an Aufklärungsarbeit ist nötig, damit Masernausbrüche wie der jüngste in Berlin in Deutschland eines Tages der Vergangenheit angehören.
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