Überraschendes Symptom
Halluzinationen bei Parkinson
Klagt ein Patient über Halluzinationen, kann das auf eine Parkinson-Erkrankung hindeuten. Britische Forscher sind auf zahlreiche überraschende Symptome der Krankheit im Frühstadium gestoßen.
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Sind mehr Neurotransmitter an der Parkinsonkrankheit beteiligt als bisher angenommen?
© Ralf Dolberg
NEWCASTLE UPON TYNE. Forscher unter Führung von Tien Khoo, Newcastle University, haben 159 Patienten mit frisch diagnostiziertem Morbus Parkinson, die in 70 Hausarztpraxen betreut wurden, und 99 Kontrollpersonen im Durchschnittsalter von 67 Jahren auf Frühzeichen untersucht (Neurology 2013; 80: 276-281).
Mit dem "Nonmotor Symptom Questionnaire" (NMSQuest) wurden sie nach nicht-motorischen Parkinsonsymptomen gefragt.
NMSQuest ist ein 30 Punkte umfassender Fragebogen zu neuropsychiatrischen, schlafbezogenen, urogenitalen, gastrointestinalen, sensorischen und kognitiven Störungen, die mit Morbus Parkinson in Zusammenhang stehen.
Speichelfluss, Harndrang, Angstgefühle
Wie die Wissenschaftler herausfanden, litten Parkinsonpatienten im Frühstadium im Durchschnitt bereits an 8,4 nicht-motorischen Symptomen, verglichen mit 2,8 bei den Kontrollprobanden.
Am häufigsten fand sich eine Hypersalivation, an der 56 Prozent der Patienten, aber nur 6 Prozent der Kontrollen litten.
Ebenfalls häufig zu finden waren Harndrang (46,5 vs. 19 Prozent), Hyposmie (45 vs. 10 Prozent), Angstgefühle (43 vs. 10 Prozent) und Verstopfung (42 vs. 7 Prozent).
Jeder Fünfte halluziniert
Ein überraschender Befund war die Häufigkeit visueller Halluzinationen unter den an Parkinson Erkrankten. Rund jeder fünfte von ihnen (22 Prozent) berichtete von solchen Erlebnissen. Von den Kontrollpersonen hatte kein einziger halluziniert.
Es sei zwar nicht auszuschließen, dass manche Probanden die entsprechende Frage nicht richtig interpretiert hätten, schreiben Khoo und Kollegen.
"Es ist aber auch möglich, dass fragmentarische visuelle Phänomene im frühen Stadium eines Morbus Parkinson verbreiteter sind als bisher angenommen."
Nicht-motorische Symptome können zu Fehldiagnosen führen
Die große Bandbreite von Symptomen unterstreicht laut Aussagen der Forscher die von Beginn an multisystemische Natur der Parkinsonkrankheit. Dies könnte auf Dysfunktionen weiterer Neurotransmitter, etwa Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin verweisen.
Patienten, die nicht-motorische Parkinsonsymptome aufweisen, laufen Gefahr, eine verspätete oder gar eine Fehldiagnose zu erhalten. Und oft sind es gerade die nicht-motorischen Beschwerden, die an der Lebensqualität der Patienten zehren.