Ein Fall für den Dermatologen
Heftiger Hautausschlag durch beliebten Asienpilz
Dem chinesisch-japanischen Shiitake-Pilz werden heilende Kräfte nachgesagt. Aber nicht jedem Freund der asiatischen Küche bekommt der Speisepilz gut.
Veröffentlicht:OMAHA. Der Pilz Shiitake wächst in freier Natur am Pasaniabaum. Das tut er allerdings nur in den Wäldern Chinas und Japans. Doch er lässt sich auch züchten, Shiitake-Kulturen gibt es daher auch in Nordamerika und Europa.
Küchentechnisch berühmt ist Shiitake für seine Geschmacksrichtung, die mit "umami" benannt wird. Sie ist neben süß, sauer, salzig und bitter als fünfte Geschmacksrichtung anerkannt und entsteht durch das Vorhandensein von Glutamat.
Daneben enthält Shiitake aber auch noch das D-Glukose-Polysaccharid Lentinan. Und das macht den Schwamm aus Asien zum Fall für die Dermatologie, und zwar in Form der Shiitake-Dermatitis.
Massiv juckend
Wie der Pilz selbst, ist auch das Krankheitsbild der Shiitake-Dermatitis inzwischen weltweit bekannt. Laut Lehrbuch treten dabei Stunden nach Genuss eines Shiitake-haltigen Gerichtes flächige, massiv juckende Erytheme auf, die mit heftigen Kratzreaktionen beantwortet werden.
In den an Peitschenhiebe erinnernden Kratzspuren bilden sich streifige, parallel angeordnete, persistierende Erytheme, die sich zu entsprechend angeordneten Papulo-Vesikeln entwickeln. Die Hauterscheinungen können bis zu acht Wochen persistieren.
Für das Auslösen der Dermatitis genügt bereits der Hautkontakt, wie ein Ärzteteam um Mathew Stephany von der University of Nebraska, Omaha, im Zuge eines Übersichtsartikels berichtet (Am J Clin Dermatol 2016; 17: 485–489). Wer die Pilzsporen einatmet, kann auch respiratorische Beschwerden entwickeln.
Wahrscheinlich sei das Lentinan für die Hauterscheinungen verantwortlich, schreiben Stephany und Mitarbeiter. Es wirke möglicherweise immunmodulatorisch auf Monozyten und Makrophagen, was dann zu den toxischen Hautreaktionen führe.
Warnung des Bundesinstituts für Risikobewertung
Die von den Forschern vertretene Ansicht, Lentinan sei hitzelabil und der Verzehr gut durchgekochter Shiitake-Pilze daher unbedenklich, ist allerdings nicht unumstritten.
Schon im Sommer des Jahres 2004 hat zum Beispiel das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung die Warnung ausgesprochen, dass die Dermatitis auch nach einer Mahlzeit mit gekochten Pilzen auftreten könne. Es müssten daher auch andere Faktoren als thermolabile Toxine für die Hautreaktion verantwortlich sein.
Der Karriere von Shiitake zuträglich sind neben den geschmacklichen Eigenschaften die ihm zugeschriebenen Heilkräfte.
Protein-, Kalium- und Zinkquelle, Aktivator des Immunsystems, Vitaminlieferant und Cholesterinsenker, Wirkstoff gegen Krebs und in der Aids-Therapie – das alles macht Shiitake in den Augen vieler zum "König der Speisepilze". Dass der König allerdings ein paar Macken hat, ist schon von den Anwendungen in der traditionellen asiatischen Medizin her bekannt.
Ein Blick auf den Speisezettel kann bei einschlägigen Befunden helfen, den Ursachen für die Hauterscheinungen rasch auf die Spur zu kommen. Therapeutisch empfehlen die US-amerikanischen Wissenschaftler, Patienten mit Shiitake-Dermatitis mit topischen Kortikoiden und systemischen Antihistaminika zu behandeln.