Kommentar
Hustende erst mal aufklären
Acht Wochen geben die Experten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) einem akuten Husten, bis sie ihn als chronisch einstufen. Dass diese Zeitspanne der Praxis entspricht, bestätigt eine US-Studie, in der unbehandelte Patienten ihren Erkältungshusten im Schnitt erst nach zwei bis drei Wochen wieder los hatten.
Anders die Vorstellung vieler Patienten: Sie glauben, ein Husten müsse spätestens nach einer guten Woche überstanden sein. Diese Fehleinschätzung führt dazu, dass oft bereits nach fünf bis sechs Tagen der Druck auf den Hausarzt wächst, ein Antibiotikum zu verschreiben.
Und tatsächlich verlässt jeder zweite Hustenpatient die Praxis mit einem solchen Rezept - ungeachtet der Tatsache, dass eine einfache Erkältung keineswegs verkürzt wird; ganz abgesehen von unnötigen Kosten, möglichen Nebenwirkungen und Resistenzbildungen.
Auch das lange als Indikation gehegte "verfärbte Sputum" gilt nicht mehr als sicherer Beleg für eine bakterielle Infektion. Und selbst wenn eine solche besteht, stellt dies der DGP-Leitlinie zufolge bei ansonsten gesunden Patienten noch immer keine absolute Indikation für eine antibiotische Therapie dar.
Offenbar ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig, um die Kluft zwischen Patientenerwartung und Realität zu überwinden.
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