Krebs

Immer mehr Kinder werden geheilt

In den letzten 40 Jahren haben sich die Heilungschancen für krebskranke Kinder stetig verbessert, wie eine Langzeitstudie zeigt. Jetzt rückt die Behandlung von Komplikationen und Spätfolgen stärker in den Fokus der Forschung.

Von Silke Wedekind Veröffentlicht:
Die Dosisintensität der Chemotherapie-Protokolle hat sich für krebskranke Kinder reduziert .

Die Dosisintensität der Chemotherapie-Protokolle hat sich für krebskranke Kinder reduziert .

© Rüdiger Lubricht

CHICAGO. In den vergangenen 40 Jahren wurden zahlreiche neue Behandlungsoptionen und interdisziplinäre Strategien zur Optimierung der Behandlung von Tumorerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen entwickelt und auf breiter Basis mit Erfolg eingesetzt.

"Dank dieser Maßnahmen überleben heute etwa 80 Prozent der jungen Patienten fünf Jahre", berichtete Dr. Gregory T. Armstrong aus Memphis im US-Bundesstaat Tennessee auf der 51. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO).

Die multimodale Tumortherapie kann jedoch nicht nur Akuttoxizitäten, sondern auch wesentliche Spätschäden auslösen, die nach Abschluss der aktiven onkologischen Behandlung weiter bestehen oder sich neu entwickeln.

"Zu den Spätfolgen, die bei den Überlebenden auftreten können, gehören unter anderem Herzkrankheiten und Zweittumoren", so Armstrong bei einer Plenar-Sitzung beim ASCO.

Analyse von US-Daten

Mittlerweile sei es allerdings nicht nur gelungen, immer mehr Kindern und Jugendlichen ein Überleben ihrer Tumorerkrankung, sondern auch eine Verlängerung ihrer gesamten Lebenszeit zu ermöglichen.

Dies belegt Armstrong zufolge eine Analyse der Daten von mehr als 34.000 Teilnehmern der Childhood Cancer Survivor Study (J Clin Oncol, 2015; 33 (Suppl): LBA2).

Nach Angaben des Studienautors hatten frühere Untersuchungen gezeigt, dass bis zu 18 Prozent der Patienten, die eine Tumorerkrankung in der Kindheit und Jugend überleben, innerhalb der nächsten 30 Jahre sterben.

Verantwortlich für diese Übersterblichkeit sind die Krankheitsprogression oder Rezidive des Primärtumors, externe Ursachen sowie andere gesundheitsbezogene Ursachen.

"Zu letzteren zählen Spätfolgen der Tumortherapie", erläuterte der US-amerikanische Onkologe. Während die Todesfallrate aufgrund von Krankheitsprogression oder Rezidiven mit der Zeit ein Plateau erreiche, steige die Mortalität infolge von anderen gesundheitsbezogenen Ursachen mit jedem weiteren Jahr an, das ein Patient nach der Tumorerkrankung überlebt.

Nachbeobachtung über 21 Jahre

In der Childhood Cancer Survivor Study wurden retrospektiv Langzeitdaten zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen analysiert, deren Erkrankung zwischen 1970 und 1999 diagnostiziert worden war, und die ihre Tumorerkrankung fünf Jahre überlebt hatten. Im Mittel konnten die Patienten noch 21 Jahre lang nach ihrer Diagnose nachbeobachtet werden.

Insgesamt waren 3958 (12 Prozent) der Patienten während dieser Zeit gestorben; 1618 (41 Prozent) dieser Todesfälle konnten auf andere gesundheitsbezogene Ursachen und damit auch auf Spätfolgen der Tumortherapie zurückgeführt werden.

"Während der zwei Dekaden zwischen den frühen 1970er- und den frühen 1990er-Jahren hat sich die 15-Jahres-Mortalität jeglicher Ursache bei kindlichen und jugendlichen Tumorpatienten von 12,4 auf 6 Prozenthalbiert", sagte Armstrong (p<0,001).

Im gleichen Zeitraum sei auch die kumulative Inzidenz von Todesfällen aufgrund von anderen gesundheitsbezogenen Ursachen von 3,5 auf 2,1 Prozent gesunken (p<0,001).

Vielfältige Fortschritte

"Den größten Teil zur Steigerung des Langzeitüberlebens hat mit Sicherheit die Modernisierung der Tumortherapie und dort insbesondere die Reduzierung der Dosisintensität der Chemotherapieprotokolle gebracht. Aber auch Verbesserungen der Supportivtherapie sowie Screening, Detektion und Behandlung von Spätfolgen wie Zweittumoren, Herz- und Lungenkrankheiten haben einen wichtigen Beitrag zur Verlängerung der Lebenszeit bei pädiatrisch-onkologischen Patienten geleistet", schloss Armstrong.

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