Antibiotika-Resistenzen

Interaktive Datenbank bietet Ärzten Analysemöglichkeit

Wollen Ärzte wissen, wie es mit Antibiotika-Resistenzen in ihrer Region aussieht, müssen sie selbst aktiv werden. Umfassende Informationen bietet das Robert Koch-Institut.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Eine Datenbank des RKI hilft schon heute Ärzten bei Antibiotika-Resistenzen. Was bringt die Zukunft?

Eine Datenbank des RKI hilft schon heute Ärzten bei Antibiotika-Resistenzen. Was bringt die Zukunft?

© sergign / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Vergangenes Jahr stand das Thema Antibiotika-Resistenzen auf der Agenda der großen Politik. Beim G7-Gipfel in Ellmau wurde darüber diskutiert, und das Bundeskabinett hat im Mai die deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) verabschiedet.

Darin sind mehrere Ziele genannt, die für Ärzte in Praxis und Klinik relevant sind:

 

Überwachung der Antibiotika- Resistenzen auf lokaler Ebene

Ausbau des Feedback-Systems für antibiotikaverordnende Ärzte

internetbasierte Plattform

Das ist jedoch eher Zukunftsmusik. Aktuell sind Informationen zu Antibiotika-Resistenzen beim Antibiotika Resistenz Surveillance (ARS) des Robert Koch-Instituts abrufbar (https://ars.rki.de). Diese Datenbank ermöglicht einen Überblick über die Resistenzen und deren Entwicklung.

In der Abfragemaske "Resistenzübersicht" muss der Nutzer nur den Erreger auswählen, zwischen ambulanter und stationärer Versorgung wählen und auf den Button "Report generieren" klicken. Ergebnis ist eine Liste mit Antibiotika und wie viele getestete Erregerisolate sensibel, intermediär und resistent sind.

Auswahl nach 5 Regionen möglich

Als Option kann dabei nach fünf Regionen in Deutschland unterschieden werden. "Die Kombination mehrerer optionaler Parameter ist möglich, wird aber nicht empfohlen", heißt es auf der Homepage.

Denn mit jeder Auswahl werde die Anzahl der Isolate, die in die Berechnung eingehen, kleiner. Ergibt die Auswahl weniger als 50 Isolate, werden keine Ergebnisse angezeigt.

Ein möglicherweise kritischer Aspekt der Datenbank: Im Report werden die Daten zum Erreger mit sämtlichen getesteten Antibiotika gelistet. Daher erscheinen etwa auch Reserve-Antibiotika wie die Carbapeneme im Report.

Damit wird auch klar, dass es letztlich wiederum dem Arzt obliegt, für seinen Patienten das jeweils passende Antibiotikum auszuwählen.

Die Handlungsmaxime "alt vor neu" dürfte eine gute Richtschnur sein, solange eine ausreichende Sensibilität des Erregers vorliegt. Diese Info wiederum kann das ARS liefern. So sind etwa Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) in Deutschland empfindlich gegen Penicilline.

Die S3-Leitlinie "Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention - Update 2016" (www.awmf.org; Reg.-Nr. 020-020) empfiehlt daher auch, bei leichter Pneumonie ohne Komorbidität die antimikrobielle Therapie mit einem hochdosierten Aminopenicillin zu beginnen.

"Antibiotic Stewardship" von Vorteil

Was die Integration von Datenbank und Leitlinien angeht, dürfte für die Zukunft zu überlegen sein, Elemente des sogenannten Antibiotic Stewardship (ABS) einzubauen. In Kliniken mit diesem Programm nennen die Labore bei mikrobiologischen Tests nur noch zwei bis drei infrage kommende Antibiotika.

Die komplette Liste aller getesteten Substanzen wird nicht mehr an die Behandler übermittelt. So soll niemand in Versuchung geführt werden, Antibiotika einzusetzen, die besser in Reserve gehalten werden.

Was letztlich kommen muss, ist ein Push-System, das die entsprechenden Informationen quasi automatisiert in die Praxen bringt. Was hier an Ergebnissen aus DART 2020 fließt, wird die Zukunft zeigen.

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