Gefährdete Kinderbeine
Je dicker, desto Fraktur
Kinder, die für ihr Alter zu viele Pfunde auf die Waage bringen, brechen sich häufiger das Bein als schlanke Steppkes. Besonders gefährdet sind dicke Kinder zwischen sechs und elf Jahren.
Veröffentlicht:LOS ANGELES. Eine Studie von US-Forschern hat ergeben: Das Risiko einer Fraktur an der unteren Extremität bis einschließlich Knie steigt bei Kindern bereits ab einem Body Mass Index von 25 kg/m2 (85. bis 95. Perzentile) stetig an.
Leicht übergewichtige Kinder hatten ein um 17 Prozent erhöhtes Risiko gegenüber normalgewichtigen Altersgenossen.
Und bei extrem adipösen mit einem Body Mass Index über 30 kg/m2 war die Wahrscheinlichkeit, einen Knochenbruch an Fuß, Knöchel, Unterschenkel oder im Kniebereich zu erleiden, bereits um 45 Prozent erhöht.
Die aktuelle US-amerikanische Studie beruht auf Daten von fast einer Million Kindern im Alter zwischen 2 und 19 Jahren, die an einer großen Kohortenstudie, der Kaiser Permanente Children's Health Study in Südkalifornien, teilgenommen haben (Clin Orthop Relat Res 2012; online 5. Oktober).
3700 der in die Studie eingebundenen Kinder brachen sich den Fuß und 3100 entweder Knöchel, Unterschenkel oder Knie. Am deutlichsten war die Assoziation zwischen Übergewicht und Frakturrisiko bei Kindern zwischen 6 und 11 Jahren, aber eben nur vom Knie abwärts.
Die Gefahr, sich den Oberschenkel zu brechen, war dagegen in der Gesamtkohorte überraschenderweise nur bei zu dünnen Teilnehmern im Vergleich zu normalgewichtigen erhöht (um immerhin 66 Prozent!) und betraf vor allem Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren.
Übergewicht in jungen Jahren vorbeugen
Übergewichtige Teenies dagegen waren im Hinblick auf Femurfrakturen deutlich weniger gefährdet als ihre normal- oder untergewichtigen Altersgenossen, aber auch wohl nur, weil sie sich tendenziell häufiger vor sportlichen Aktivitäten drückten.
Oberschenkelbrüche treten in erster Linie bei heftigen Energieeinwirkungen auf. Dabei geht es vor allem beim Mannschaftssport im Hinblick auf Knochenverletzungen erst ab einem Alter von zehn Jahren so richtig "zur Sache".
Wie die Forscher um Dr. Jeff Kessler aus Los Angeles vermuten, führt Adipositas wohl vor allem bei Jugendlichen zu einer relativen Zunahme der Knochendichte, was das Frakturrisiko möglicherweise sinken lässt.
Dies könnte im Umkehrschluss auch die relativ häufigen Frakturen bei den dünnen Kindern, die ja vergleichsweise oft auch Sport treiben, erklären. Weitere Studien seien jedoch erforderlich, um zu verstehen, wie das Gewicht beim Heranwachsenden die Knochendichte beeinflusst.
Für die Studienautoren sind die Ergebnisse ein weiteres Argument dafür, dem Übergewicht bereits in jungen Jahren und frühen Stadien zu begegnen.
In Deutschland gelten nach den aktuellen Zahlen des Robert Koch- Instituts 14,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen zwei und 17 Jahren als übergewichtig, 6,1 Prozent davon sind adipös (KIGGS Kinder und Jugend Gesundheitssurvey).
Beim Kinder und Jugend Gesundheitssurvey KIGGS handelt es sich um eine Langzeitstudie des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland.
Mehr Informationen zu KIGGS auf: www.kiggs.de